Plagiatsaffäre um Landrat Kreidl:Zwischen Märtyrer und Ehrendoktor

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Bleibt auch ohne Doktortitel Landrat im Landkreis Miesbach: Jakob Kreidl (CSU). (Foto: Claus Schunk)

Mei, der Jack, was für ein Pfundslandrat der doch ist! So viel Lob wie in den vergangenen Wochen hat der CSU-Politiker Jakob Kreidl lange nicht mehr erhalten. Dabei hat er seine Doktorarbeit dreist zusammenkopiert. Als Minister hätte er zurücktreten müssen.

Ein Kommentar von Sebastian Beck

Es ist schon kurios: So viel Lob wie in den vergangenen Wochen hat der CSU-Politiker Jakob Kreidl seit seiner Wahl zum Miesbacher Landrat nicht mehr erhalten. Mei, der Jack, was für ein Pfundslandrat und Superpräsident des Landkreistags der doch ist! Und immer fleißig! Jack, mach weiter!

So ungefähr klingen die Kommentare seiner Trachtenjanker-Spezl vom Tegernsee. Georg von Preysing, der CSU-Bürgermeister von Gmund, glaubte sogar, eine "Kampagne" gegen den Landrat zu erkennen. Kreidl selbst redete von der schweren Zeit für sich und seine Familie, aber auch von all der erfahrenen Solidarität und Unterstützung.

Fast könnte man meinen, ihm sei was ganz Schlimmes angetan worden. Dabei war er es selbst, der sich eine Doktorarbeit zusammenkopiert hat. Kreidl hat auf so dreiste Weise abgeschrieben, dass man sich auch die Frage stellen könnte, was überhaupt von ihm stammt - außer Vor- und Schlusswort.

Zumindest seine Rückzugstaktik aber scheint vorerst aufgegangen zu sein: Im Gegensatz zu seinem Parteifreund Guttenberg hat Kreidl den Titel ohne Gemaule abgegeben, was ihm nun als Großtat ausgelegt wird. Offensichtlich stört auch niemanden die weinerliche Begründung seiner Abkupferei: "Wegen meiner vielfältigen beruflichen Belastungen und meiner politischen sowie ehrenamtlichen Tätigkeiten" sei er nicht mit notwendiger Gründlichkeit zu Werke gegangen.

Als Staatsminister hätte Kreidl zurücktreten müssen, als doktorloser Landrat darf er weitermachen - jedenfalls bis zur Kommunalwahl 2014. Die Plagiatsaffäre könnte für Kreidl durchaus noch strafrechtliche und politische Folgen haben: Schließlich hat er mit der Dissertation eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, wonach das Werk zur Gänze von ihm selbst stammt.

Das aber ist nicht der Fall. Egal, seine Parteifreunde haben schon alles verziehen und verklären ihren Märtyrer-Jack. Fehlt nur noch, dass sie ihn zum Ehrendoktor der CSU ernennen. Ob die Wähler dabei mitmachen, wird sich noch zeigen.

© SZ vom 13.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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