Peter Paul Gantzer:Auf dem Sprung

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Peter Paul Gantzer, früherer Vizepräsident des bayerischen Landtags, erspringt sich einen Traum: Warum der 70-Jährige in Russland unbedingt das Fallschirmjägerabzeichen machen will.

Heiner Effern

Der frühere Vizepräsident des bayerischen Landtags, Peter Paul Gantzer, erspringt sich in den kommenden Tagen einen Lebenstraum: Der SPD-Abgeordnete und Oberst der Reserve wird sich in den kommenden Tagen über der Stadt Pskow aus einer Militärmaschine stürzen, um das russische Fallschirmjägerabzeichen zu bekommen.

SPD-Abgeordnete stürzen sich in die Tiefe Der ehemalige Vizepraesident des bayerischen Landtags, Peter Paul Gantzer (SPD), fliegt am Freitag (02.07.10) bei Thalmaessing (Bayern) waehrend eines Fallschirmsprungs durch die Luft. Unter dem Motto 'Springen der Generationen' sprangen der SPD-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, Gantzer und die SPD-Landtagsabgeordneten Annette Karl und Ludwig Woerner mit Fallschirmen aus 4000 Metern Hoehe vom Himmel. Foto: Timm Schamberger dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ (Foto: Timm Schamberger/dpa)

Warum wollen Sie unbedingt das russische Abzeichen?

Die Russen haben mich und meine Familie 1945 aus Breslau vertrieben, mein Vater geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Für mich war immer klar: Der Russe ist unser Feind. Deshalb bin ich als Fallschirmjäger zur Bundeswehr gegangen. Dieses Feindbild ist 1989 zusammengebrochen, hat sich auch durch meine Arbeit als Landtags-Vize ins Gegenteil verkehrt. Es wäre nun eine schöne Abrundung meines Lebens, wenn ich das russische Springerabzeichen an meine deutsche Uniform heften würde. So habe ich es Ministerpräsident Putin geschrieben, der das Vorhaben genehmigt hat.

Ihre Gastgeber haben Sie auch gleich zur Siegesfeier am 8. Mai eingeladen.

Da habe ich natürlich zugesagt.

Ich werde auf der Tribüne sein und die vorbeimarschierenden Truppen abnehmen wie Sie das aus den Filmen kennen.

Verstehen Sie die russischen Springer-Kommandos?

Ich habe dort einen Soldaten, der übersetzen wird. Vorher gibt es eine kurze Einweisung. Das Springen ist das Gleiche, in der Luft können Sie eh nicht miteinander reden. Ich bin mit russischen Kollegen sogar schon über dem Nordpol abgesprungen, das hat perfekt geklappt.

Ihr Sprungpartner soll der frühere Generalmajor Kirillowitsch sein, klingt nach einem hohen Tier.

Zum Schluss war ich Oberst der Reserve. Der Generalmajor ist nur zwei Stufen drüber. Es war für die Russen schon wichtig, dass ein höherer Dienstgrad kommt.

Keine Bedenken, dass Sie die Russen hart rannehmen?

Ich bin völlig fit, was das Springen angeht. Ich habe über 4200 Sprünge, der russische General nicht einmal ein Drittel davon. Das zählt bei Springern schon eine Menge. So einen richtigen militärischen Sprung will ich aber nicht mehr so gerne machen.

Springt man denn militärisch anders raus als zivil?

Der Unterschied liegt im Schirm. Der militärische Einsatzschirm soll relativ schnell runterkommen. Beim Landen fühlt sich das an, als ob man aus einer Höhe von etwa zwei Metern auf den Boden springt. Da muss man den richtigen Landefall draufhaben und sofort abrollen. Mit dem modernen Freifallschirm landen Sie dagegen so, als ob Sie vom Bürgersteig auf die Straße springen.

Und für das Abzeichen müssen sie militärisch springen? Immerhin haben sie den 70. Geburtstag schon hinter sich.

Das muss man noch aushandeln, vielleicht lassen die Russen Gnade vor Recht ergehen, und es reicht ein Freifallschirm des russischen Militärs. Aber gleich, was von mir verlangt wird: Vom Feind zum Freund, diesen Wandel soll mein Sprung in Russland dokumentieren.

© SZ vom 06.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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