Passau:Frau ruft Polizei wegen angeblicher Einbrecher mit Gewehren

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Krampuslauf über den Christkindlmarkt in München. (Foto: Robert Haas)

Schnell stellte sich heraus: Es handelte sich um einen Krampus mit seinen Genossen. Nicht das einzige vorweihnachtliche Missverständnis in Passau.

Kolumne von Andreas Glas

Die Stadt Passau liefert gerade einigen Stoff für eine Vorweihnachtskolumne. Da mag man sich gar nicht entscheiden, worüber man zuerst schreiben soll. Über die Almhütte? Über die Kramperl mit den Gewehren? Man entscheidet sich zunächst für die Almhütte. Denn in Passau gibt es gerade kein Thema mit größerer gesellschaftspolitischer Brisanz. Man merkt das daran, dass am Dienstagmorgen gleich mehrere Kamerateams anrückten, um den Abriss der Almhütte für nachfolgende Generationen festzuhalten. War ja auch ein historischer Moment. Das "Ende einer Weihnachtsära", wie es im Lokalfernsehen hieß. Das ist fast untertrieben, bedenkt man, dass diese "Ära" monumentale fünf Jahre gedauert hat.

Seit fünf Jahren, immer in der Weihnachtszeit, dekoriert Geschäftsfrau Katrin Pernpointner ihren Dekoladen in der Altstadt - und hat dem Laden damit Kultstatus verpasst, wie man heutzutage sagt. Heuer sah die Fassade aus wie die einer Almhütte. Die oberen Fenster waren zugehängt mit einer Plane. Motiv: winterliches Bergpanorama. Drunter, vor den Schaufenstern: ein Vordach aus Holz, samt Christbaumkugeln, Tannengrün, Lichterkette. Frau Pernpointner fand das schon okay, dass das Vordach bis über den Gehweg hinausreicht. Die Stadt aber entschied: Nicht okay, der Vorbau muss weg. Frau Pernpointner hat das so gekränkt, dass sie nun nicht nur das Vordach, sondern die komplette Almhütten-Deko abreißen ließ - und zum Entsetzen vieler Passauer ankündigte: nie wieder Weihnachtsdeko!

Nun aber zu der Sache mit den Kramperln. Neulich, am Nikolaustag, bekam die Passauer Polizei einen Anruf. Eine Frau war in Aufregung, weil vermummte Einbrecher mit Gewehren in der Stadt rumfahren. Letztlich stellte sich raus, dass die Einbrecher keine Einbrecher waren, sondern Kramperl, die ihre jährlichen Hausbesuche machten. Und die Gewehre keine Gewehre, sondern die Ruten der Kramperl. Die Polizei hat daraufhin einen Aufruf an alle Kramperl gemacht, dass sie ihre Masken bitte nur in den Häusern tragen sollen, nicht auf der Straße, "um weiteren Missverständnissen vorzubeugen". Gut so. Es reicht jetzt wirklich mit vorweihnachtlichen Missverständnissen in Passau.

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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