Oktoberfest:Oans, zwoa, bsuffa!

Anlässlich des 200. Jubiläums des Oktoberfests haben die Münchener Brauereien gemeinsam ein historisches Wiesnbier gebraut. Ob das wohl etwas taugt? Ein Selbstversuch

Moritz Baumstieger

1 / 12
(Foto: N/A)

Anlässlich des 200. Jubiläums des Oktoberfests haben die Münchener Brauereien gemeinsam ein historisches Wiesnbier gebraut. Ob das wohl etwas taugt? Ein Selbstversuch. O´zapft is! Das Bier fließt dieses Jahr einen Tag früher als gewohnt, am Freitag. Anlässlich des 200-jährigen Wiesn-Jubiläums veranstaltet die Stadt München eine "Historische Wiesn" mit Streichelzoo und Pferderennen. Das interessiert den versierten Wiesngänger natürlich überhaupt nicht, sondern vielmehr: Die Münchner Brauereien haben dazu ein "historisches Bier" angerührt. In Farbe, Akloholgehalt und Geschmack soll es genau dem Bier ähneln, das vor 200 Jahren auf der ersten Wiesn in die Maßkrüge und dann in die Kehlen floß. Ob das wohl schmeckt? sueddeutsche.de hat es ausprobiert.

2 / 12
(Foto: N/A)

Das ist Antje. Antje Oberländer um genau zu sein, ein Name wie das personifizierte Nord-Süd-Gefälle. Antje bedient im Festzelt der "Historischen Wiesn" - obwohl, das ist nicht ganz korrekt: Antje arbeitet im Biergarten, denn im Zelt fand der sueddeutsche.de-Tester keinen Platz. Da war alles reserviert, ganz historisch eben.

3 / 12
(Foto: N/A)

Und da ist es, das Jubiläumsbier. Im schicken Steingutkrug, nach geheimem Rezept gebraut. Die Münchner Brauer schworen nämlich nach der Entwicklung eine Art Rütli-Schwur, das Rezept nie, nie, nie zu verraten. Weil dann ja die Ur-DNS des Münchner Bieres preisgegeben wäre - oder weil dann findige Historiker beweisen könnten, dass das Jubiläums-Bier gar nicht so historisch ist.

4 / 12
(Foto: N/A)

Bevor hier aber haltlose Unterstellungen in die Welt gesetzt werden: Besser ein objektiver Test. Von oben gesehen erscheint der Schaum sehr luftig, grad wie ein paar Schäfchenwolken bei Fön über dem Herzogstand. Sehr schön. Der Geruch: Geheimnisvoll würzig. Ebenfalls geheimnisvoll: Wieviel Bier in dem Krug überhaupt drin ist. Trotz des schweren Steingutkruges erscheint die Maß erstaunlich leicht. Da wird der Schankkellner doch nicht...? Doch! Der durchaus langgewachsene Mittelfinger des Testers erfühlt nach zwei Zentimetern kein Bier, steckt nach vier Zentimetern immer noch im Schaum - und die Fingerspitze ist immer noch nicht beim Bier angekommen, als der Handrücken am Krugrand stecken bleibt. Sauber!

5 / 12
(Foto: N/A)

Also besser mit der Zunge testen. Ja, das läuft gut herunter. Der erste große Schluck ist zwar sehr schaumig, aber am Ende schwappt ein wenig historisches Bier nach. Angenehm bitter.

6 / 12
(Foto: N/A)

Kontrollblick von oben: Der Schaum hält. Da kann jede Latte Macchiato einpacken. Zwar sieht er etwas brackig aus, so wie das Kehrwasser bei einer Isarfloßfahrt, wenn die Kollegen beim Klärwerk Wolfratshausen mal wieder nicht aufgepasst haben. Aber riechen tut der gut! Viel besser, als der Isar-Kehrwasserschaum.

7 / 12
(Foto: N/A)

Schluck drei: das erste Mal nur Bier. Aber komisch: Der Krug scheint ja schon fast leer zu sein! Ein gewisser Hang zu Gemütlichkeit macht sich beim Tester breit: Er stützt den Kopf mit dem linken Arm ab, während der rechte den Krug zu Schluck vier und fünf hebt. Dass das historische Bier Gemütlichkeit verbreitet, ist ja nicht schlecht: Schließlich schwärmt ja jeder ältere Münchener von den Zeiten, als die Wiesn noch nicht ein Halli-Galli-Trachtenkarneval war. Apropos Verkleidung: Zwei Kölner mit Seppl-Hüten fragen, wo das Häusl ist. Das würde den Tester auch langsam interessieren.

8 / 12
(Foto: N/A)

Jetzt sehen wir es. Ganz deutlich. Unter dem Schaum ist auch wirklich ein Bier, und was für ein schönes. Etwas dunkler als das Münchner Hell, fast bernsteinfarben. Oder honigfarben? Schwierig. Das Aroma, ähnlich der Farbe: auch etwas dunkler, derber. Irgendwo zwischen Bernstein und Honig. Moment - wie schmeckt Bernstein? Egal, Schluck mas obi!

9 / 12
(Foto: N/A)

Das gibt es ja nicht! Nach Schluck Sieben ist das Ende schon in Sicht! Und das bei einer Maß für 8,80 Euro, einem quasi nicht ganz historischen Preis. Gar nicht am Ende ist die Bierkarussell-Fahrt, die gerade im Kopf des Testers beginnt. Damit sein Urteil nicht von irgendwelchen Stör-Aromen beeinflusst wird, hat er diesen Test mit nüchternem Magen begonnen. Der ist jetzt nicht mehr so ganz nüchtern - die Kommandozentrale einen Stock weiter oben auch nicht.

10 / 12
(Foto: N/A)

Endspurt. ein Glück, dass der überhaupt noch stattfinden kann. Der Steingutkrug liegt zwar angenehm kühl in der Hand und macht beim Anstoßen auch ein schönes, ungewohntes "Puck!" - aber der ist auch ziemlich rutschig, so ganz ohne die kreisförmigen Einbuchtungen, die bei den Glaskrügen einen guten Halt garatieren. Also: Obacht! Und weg damit, bevor die Maß doch noch auf der Hose landet. Prost! Ja, warum spielt die Kapelle denn hier nie ein "Heil Prosit"? Ist das nicht historisch genug? Egal. Sauf ma´s zam, des Noagerl.

11 / 12
(Foto: N/A)

Geschafft. 23 Minuten 20 Sekunden für ein 200 Jahre altes Rezept, neun Schluck und 8,80 Euro. Fazit: Gar nicht so übel. Kann man nicht sagen. Ziemlich süffig sogar. Nur: So schnell leer! Weil es zu süffig ist? Oder nur schlecht eingeschenkt? Darüber kann nach Runde 1 noch kein Urteil gefällt werden...

12 / 12
(Foto: N/A)

Deshalb: "Antje! Oberländerin! Geh her da! Derfst ma no a a Maß bringa, gell?" Genügend Krüge sind ja da. Ganz historische, versteht sich.

© mob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: