Oberstdorf:Soko Käseralpe

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Abgebrannt: In einem ausgetrockneten Flussbett auf 1400 Metern Höhe hat ein Wanderer die Reste eines Smart gefunden. (Foto: Benjamin Liss/dpa)

Mitten in den Allgäuer Alpen findet die Polizei ein verkohltes Autowrack - und kann schließlich den Halter ermitteln

Von Stefan Mayr, Oberstdorf

Die Szenerie wirkt wie aus einem schrecklich originellen Geheimagenten-Film oder gar einem Science-Fiction-Streifen. Ein schwarz-graues, ausgebranntes Metall-Wrack liegt in einem ausgetrockneten Bachbett. Links und rechts davon ragen die Allgäuer Alpen empor, deren Gipfel schneebedeckt sind. Ein ungewöhnlicher und spektakulärer Anblick. Natur pur, keine Straße weit und breit. Wer bitte hat wie und warum dieses angekokelte Teil an dieser gottverlassenen Stelle abgestellt? Wer sich dem Torso nähert, erkennt schnell, dass hier weder Sternenkrieger noch James Bond ihre Finger im Spiel hatten. Das Wrack war kein Raumschiff und kein britischer Luxusflitzer, sondern ein deutscher Kleinstwagen.

Der Smart steht auf 1400 Metern über Normalnull in der Nähe der Käseralpe oberhalb von Oberstdorf. Mitten im Naturschutzgebiet. Nun ist das Oytal bei Wanderern und Mountainbikern beliebt, aber als Ausflugsziel für Kleinwagen ist es denkbar ungeeignet. Über die Hintergründe der brandheißen Bergtour rätseln Polizei, Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt mit vereinten Kräften.

"Es könnte einen tragischen Hintergrund geben", sagte Christian Eckel vom Präsidium in Kempten zunächst. "Vielleicht ist da jemand ausgetickt, den Berg hinaufgerast und wegen des überhitzten Motors hat der Wagen Feuer gefangen." Die Polizei suchte am Sonntag bis Mitternacht sowie am Montag das Umfeld des Autowracks nach Menschen ab. Ohne etwas zu finden. Denkbar sei auch, dass jemand sein Fahrzeug entsorgt und absichtlich in Brand gesteckt hat.

Noch ist alles möglich - und vieles ungeklärt. Bis Dienstagmittag wusste die Polizei nur, dass der Wagen Ulmer Kennzeichen montiert hatte. Doch diese halfen auch nicht weiter, sie waren von einem VW Golf in Ulm gestohlen worden. Die Beamten rätselten also lange Zeit, gegen wen sie ermitteln sollen und wegen welcher Straftat. Brandstiftung? Illegale Sondermüll-Entsorgung? Zunächst stand lediglich der Kennzeichen-Diebstahl fest. Die Suche nach Menschen wurde am Dienstag eingestellt. Stattdessen fuhren nur noch zwei Ermittlungsbeamte der Polizeiinspektion Oberstdorf zur Spurensicherung hoch. "Das liegt nicht einfach ums Eck", betonte Eckel , "da gibt's Feldwege mit riesigen Schlaglöchern und links und rechts geht's steil runter." Am Fundort angekommen, kamen die Beamten der Lösung des Rätsels näher: Trotz des Feuerschadens konnten sie die Fahrgestellnummer rekonstruieren. Der letzte Halter des Wagens ist ein 30-jähriger Mann aus dem Unterallgäu. Dieser war bereits am Freitag von der Bergwacht in der Nähe aufgegriffen worden. Da gab er an, er habe sich verlaufen. Warum er das Auto mitten in der Berglandschaft abstellte und ob er es eigenhändig abfackelte, ist noch offen. "Wir hatten noch keinen Kontakt zu ihm", sagt Sprecher Eckel.

Wer das Wrack wann wegschafft, ist auch unklar. "Wenn wir Gegenstände als Beweismittel nicht benötigen, dann lassen wir sie eigentlich da, wo sie sind", sagt Eckel. Zunächst wäre also das Landratsamt für die Entsorgung zuständig. "Aber in diesem Fall denke ich, werden wir uns gemeinsam Gedanken machen, wie wir das Auto runterbekommen." Spontan fallen Eckel zwei Möglichkeiten ein: "Entweder mit dem Hubschrauber oder mit der Flex in Teile schneiden."

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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