Oberpfalz:Frau des Kachelofen-Königs klagt wegen "Schlosszubehörs"

Schloss Kago

Geschmackssache: das Barockschloss in der Oberpfalz.

(Foto: Armin Weigel/dpa)
  • Ein Schloss in der Oberpfalz mit 25 Zimmern wechselte bei einer Zwangsversteigerung den Besitzer.
  • Die Frau des ehemaligen Besitzers wollte vom Käufer 550 000 Euro für Möbel, Swarovski-Leuchter und Vorhänge.
  • Vor Gericht einigen sich beide auf die Summe von 200 000 Euro.

Von Andreas Salch

Das herrschaftliche Domizil, erbaut im Stil des französischen Barock mit 1800 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche und 25 Zimmern, liegt an einem eher ungewöhnlichen Ort: in der westlichen Oberpfalz. Karl-Heinz Kago, der Mann, den die Bunte einmal den "deutschen Kachelofen-König" genannt hat, hat es sich in der Marktgemeinde Postbauer-Heng 2006 angeblich für 29 Millionen Euro errichten lassen. Als Kago 2010 Insolvenz anmelden musste, kam auch sein Schloss unter den Hammer. Es wurde zwangsversteigert. Den Zuschlag erhielt der Münchner Sveta Todorović. Fünf Millionen Euro war der geschäftsführende Gesellschafter einer Immobilienverwaltung bereit, dafür im August 2016 zu bezahlen.

Laut dem Internetportal burgerbe.de strotzt es im Innern des Schlosses von Marmor und "allerlei teurem Schnickschnack". Wegen dieses vermeintlichen Schnickschnacks kam es jedoch zum Streit zwischen Kagos Frau Lucie und dem neuen Eigentümer. Es ging um maßgefertigtes Mobiliar aus nicht gerade preisgünstigem Rosenholz, Swarovski-Leuchtern, Vorhängen für 77 Fenster und anderes mehr. Das Interieur soll Lucie Kago gehört haben. Von Todorović wollte sie dafür 550 000 Euro. Doch der 65-Jährige hatte sich geweigert. Am Montag befasste sich das Oberlandesgericht (OLG) München in zweiter Instanz mit dem Fall.

Dabei mussten die Richter des 19. Zivilsenats mit dem Vorsitzenden Stefan Antor sich mit kniffligen Fragen auseinandersetzen. Etwa ob Lucie Kago Ansprüche auf Inventar hat, das bei der Zwangsversteigerung unter den Hammer gekommen war, und: Was ist eigentlich unter "Schlosszubehör" zu verstehen? Sollte es sich bei den Leuchtern, den Vorhängen und den anderen Gegenständen, für die die Klägerin Geld verlangt, tatsächlich um Schlosszubehör handeln, werde es schwierig, erklärte Richter Antor. In diesem Fall müsste nämlich der Senat dessen Wert taxieren. Kagos Frau behauptete, sie habe noch vor der Zwangsversteigerung auf Todorovićs Initiative einen Kaufvertragsentwurf erstellen lassen. Darin soll es um das Schlossinventar gegangen sein. Der Preis: 650 000 Euro. Bei einem späteren, persönlichen Treffen soll sie sich mit Sveta Todorović schließlich auf 550 000 Euro geeinigt haben. Doch der Immobilien-Unternehmer zahlte nicht. Im April 2017 setzte Lucie Kago ihm eine Frist. Es kam aber zu keiner Einigung. Daraufhin zog sie vor Gericht.

In erster Instanz, vor dem Landgericht München I, hatte Lucie Kago noch recht bekommen. Todorović wurde dazu verurteilt, ihr die geforderten 550 000 Euro zu zahlen. Die Richter gingen davon aus, dass er mit der Frau des früheren Kachelofen-Königs einen "wirksamen Kaufvertrag" abgeschlossen habe, der mündlich zustande gekommen sei. Die Richter am OLG sahen dies indes völlig anders. Nach Auffassung des Senats, sagte eine der beiden beisitzenden Richterinnen, sei "kein Kaufvertrag zustande gekommen". Die Klägerin könne "nichts über faktische Vertragsverhandlungen sagen". Außerdem könne der Senat ohne vorherige Ortsbesichtigung nicht klären, ob es sich bei dem Inventar, um das geht, um Schlosszubehör handelt. Angesichts dessen riet Richter Antor beiden Parteien, über einen Vergleich nachzudenken, denn damit "haben Sie viel mehr in der Hand".

Sveta Todorović versicherte, er habe Kagos Frau vor der Auktion tatsächlich 200 000 Euro für ihre Dinge im Schloss angeboten. Dazu stehe er nach wie vor. Nach längeren Diskussionen kam es schließlich zu einer Einigung. Lucie Kago stimmte dieser zu, schien aber - den Tränen nahe - alles andere als glücklich zu sein. Dies sei eine "sehr kluge Entscheidung", sagte Richter Antor. Sie mag "schmerzen, beiderseits, aber das wird vorübergehen". Seit der Zwangsversteigerung ist unklar, was Sveta Todorović mit dem Schloss vorhat. Am Rande der Verhandlung kündigte er an, dass er die Presse "vielleicht in zwei, drei Monaten" informieren werde, welche Pläne er mit "dem traumhaften Objekt" habe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: