Oberfranken:Rechtsextremist gibt sich solide

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Neonazi Gentsch lädt im oberfränkischen Oberprex zum "Bürgerfest", um sich vorzustellen. Das stößt auf Widerstand. Schließlich ist er polizeibekannt - und Betreiber eines bedeutenden Online-Versandhandels der Rechtsextremen.

Von Olaf Przybilla, Regnitzlosau

Tony Gentsch tut so, als verstehe er die ganze Aufregung nicht. So viele Vorurteile seien da inzwischen im Umlauf, eine regelrechte "Hetze" gegen ihn, da wolle er mal für Aufklärung sorgen. Seit Januar bewohnt der Neonazi das Haus im 83-Einwohner-Flecken Oberprex, einem Ortsteil der oberfränkischen Gemeinde Regnitzlosau. Für diesen Samstag lädt er ein zu einem "Bürgerfest", Liedermacher sind geladen, er und ein Gesinnungsgenosse wollen Reden halten. Er wolle sich dem Ort "mal vorstellen", sagt Gentsch. Als Opfer falscher Darstellungen fühle er sich.

Beim Landesamt für Verfassungsschutz hört sich das anders an. "Gentsch ist alles andere als ein Opfer", sagt ein Sprecher der Behörde. Vielmehr gelte Gentsch seit Jahren als eine maßgebliche Figur der rechtsextremistischen Kameradschaftsszene, insgesamt 26 Monate war er bis Mai 2013 wegen verschiedener Delikte in Haft, unter anderem Körperverletzung und Beleidigung.

Das ehemalige Wirtshaus mit der Hausnummer "Oberprex 47" hat vor drei Jahren die Mutter von Gentsch erworben, angeblich für rein private Zwecke. Gentsch verteilte Pamphlete damals, die sich für die Dorfbewohner heute wie ein schlechter Witz lesen: In Oberprex sei weder geplant, ein braunes Zentrum entstehen zu lassen, noch solle von dort aus Hass und Gewalt ausgeübt werden. Das Gebäude werde rein für Wohnzwecke genutzt, wo natürlich auch mal Geburtstage gefeiert würden.

Initiative gegen Nazis in Oberfranken
:Verhindern, dass der braune Funke überspringt

Immer wieder haben Rechtsextreme in Bayern versucht, eine Immobilie zu kaufen, in Oberfranken waren sie erfolgreich. In dem kleinen Ort Oberprex haben sie einen ehemaligen Gasthof zum "Nationalen Zentrum Hochfranken" erklärt. Eine Initiative kämpft dagegen an.

Von Olaf Przybilla, Oberprex

Das stimmte schon bald nicht mehr, zu "nationalen Informationsveranstaltungen" bat Gentsch in die Räumlichkeiten des ehemaligen Gasthofs "Egerländer". Bis vergangenen Dezember galt die Immobilie immerhin als unbewohnt, inzwischen ist Gentsch dort eingezogen, wie er bestätigt. Und er betreibt von dort aus gemeinsam mit dem Fürther Neonazi Matthias Fischer den offenbar florierenden Online-Handel "Final Resistance", der bereithält, was Nazis wünschen: Bekleidung, Musik, Bücher, allerlei braune Accessoires.

"Hier stemmt sich alles gegen dieses Fest"

Einen "Nebenerwerb" nennt er das Geschäft, das der bayerische Verfassungsschutz als "einen der bedeutendsten Online-Versandhandel in der rechtsextremistischen Szene" einstuft. Auch die Aufkleber mit rechtsradikaler Botschaft, die kürzlich in einem Bus der Bereitschaftspolizei gefunden wurden und für Aufsehen sorgten, finden sich im einschlägigen Sortiment aus Oberprex.

Und nun auch noch ein "Bürgerfest", das offensiv um Sympathisanten aus der oberfränkisch-ostdeutschen Umgebung wirbt. Die Diakonin Sabine Dresel, die sich im Ort um "Jugendarbeit und Rechtsextremismusprävention" kümmert, macht das alles sehr nachdenklich. Zwar hoffen in Regnitzlosau viele auf ein baldiges Verbot des Neonazi-Sammelbeckens "Freies Netz Süd", in dem Gentsch ebenfalls als Führungsfigur gilt. Aber braune Kameraden dürfte er selbst im Fall eines Verbots weiter um sich scharen können. Denn Gentsch tritt inzwischen auch als "Stützpunktleiter" der neuen rechtsextremistischen "Partei III. Weg" auf. Keine guten Aussichten also für die 83 Einwohner von Oberprex.

Andererseits hat die Diakonin auch Hoffnung: Der Ort sei inzwischen aufgewacht, am Samstag wollen sich auch die Sportvereine zusammentun gegen die unerwünschten Gäste, "das stimmt mich sehr zuversichtlich", sagt sie. Vor einiger Zeit hätten nicht alle eingesehen, dass man Zeichen setzen muss gegen braunen Besuch. "Hier stemmt sich alles gegen dieses Fest", hat auch der Bürgermeister Hansjürgen Kropf beobachtet. Wenn man es schon nicht verhindern könne.

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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