Jahrzehntelang befand sich die frühere NS-Kongresshalle in Nürnberg in einer Art Dämmerschlaf. In der Nachkriegszeit sollten dort mal Einkaufszentrum, Luxushotel und andere Absurditäten mehr unterkommen. Die Stadt lehnte das aber mehrheitlich ab und seither wird der kolosseumsartige Torso vor allem als Lager genutzt. Erst seit kurzer Zeit wird konkret diskutiert, ob dort auch Räume für die Kunstszene entstehen könnten. Und inzwischen - dem Kommunalwahlkampf und der Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt dürfte es geschuldet sein - überbieten sich die Parteien förmlich mit Vorschlägen, wie der monumentale Bau als Kulturort genutzt werden könnte. Die Grünen machen nun einen Vorstoß und fordern, den Torso zum "Laboratorium für Kunst und Kultur zu transformieren". 20 000 Quadratmeter stünden derzeit leer, sagt die OB-Kandidatin Verena Osgyan, während die Kulturszene händeringend nach Ateliers und Proberäumen suche. Im Quelle-Bau hatte die freie Szene für kurze Zeit eine Bleibe gefunden, diese war aber ebenso endlich wie der Aufenthalt auf dem AEG-Gelände für viele Künstler demnächst sein wird. Für diese sei es derzeit "illusorisch", geeignete Räume zu finden, sagt Julia Kempken, die Leiterin der Roten Bühne. Zwar dürfte notwendiger Brandschutz eines der größten Hindernisse in der Kongresshalle sein, sagt Stadträtin Britta Walthelm. Man müsse nun aber mal beginnen mit der Planung. Bei Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) rennen die Grünen damit offene Türen ein. Es sei längst beschlossen, einen 15 000 Quadratmeter großen, tortenstückartigen Ausschnitt der Halle zu untersuchen, um festzustellen, wie der Bau künftig kulturell genutzt werden kann, sagt sie. Die Debatte habe einfach Zeit gebraucht. Nun aber sei die Stadt entschlossen, den weithin brachliegenden Bau "den Bürgern quasi zurückzugeben".
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