Nürnberg:Kontrahenten vorsätzlich ins Gleisbett gestoßen

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Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Nach dem tragischen Tod von zwei 16-Jährigen an einem S-Bahnsteig in Nürnberg ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Totschlags gegen zwei 17-Jährige. Sie sollen dafür verantwortlich sein, dass in der Nacht auf Samstag am S-Bahnhof Frankenstadion zwei Jugendliche nach einem Streit ins Gleisbett gefallen sind, von einem herannahenden Zug überrollt wurden und dabei ums Leben gekommen sind.

Nach Angaben von Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke gehen die Ermittler vom "bedingten Vorsatz" für die Tat aus. So hätten alle Jugendlichen am Bahngleis auf eine angekündigte S-Bahn gewartet und allen habe schon deswegen klar sein müssen, dass sich ein Zug nähert. Insofern hätten die Beschuldigten den Tod der beiden "billigend in Kauf genommen". Ob die Beschuldigten - die beim Ermittlungsrichter zur Sache nichts gesagt haben - diesen Zug bereits wahrgenommen haben, spiele für den Vorwurf des Totschlags zunächst keine maßgebliche Rolle, sagte Gabriels-Gorsolke. Zwischen dem herbeigeführten Sturz und dem Eintreffen des Zuges sei sehr wenig Zeit verstrichen. Einem dritten Jugendlichen war es trotzdem gelungen, sich aus dem Gleisbett zu retten.

Aufgrund der zahlreichen Zeugen am Bahnsteig werde es viel Zeit benötigen, um alle Fragen zu klären. Zur Tatzeit warteten dort etwa 150 vor allem junge Menschen. Sie kamen von einer Party in einer nahegelegenen Diskothek und wollten mit einem der letzten Züge nach Hause fahren. Auch über Details des Streits zwischen den Jugendlichen will die Staatsanwaltschaft vorerst keine weiteren Angaben machen. Ein Polizeisprecher hatte am Wochenende von einem "nichtigen Anlass" gesprochen.

Die mittelfränkische Marktgemeinde Heroldsberg reagierte bestürzt auf die Tragödie. "Wir stehen alle unter Schockstarre", sagte die Vorsitzende des Tuspo Heroldsberg, Stefanie Piegert, im SZ-Gespräch. Die verstorbenen Jugendlichen waren Fußballer bei der A-Jugend ihres Heimatklubs. Am Samstag hatte ursprünglich eine Benefizveranstaltung zugunsten eines Kunstrasenplatzes für den Verein stattfinden sollen. Diese war abgesagt worden. Stattdessen hatten sich etwa 500 Bürger zu einer Gedenkveranstaltung zusammengefunden. Man habe zusammen weinen können, sagte Piegert: "Wir sind bis ins Mark erschüttert."

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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