Nach Protestbrief:Annäherung im Augsburger Theaterstreit

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Von Stefan Mayr, Augsburg

Die Augsburger Stadtregierung hat auf den Protestbrief von 50 Kulturschaffenden gegen das Vorgehen bei der Sanierung des Theaters mit ersten Zugeständnissen reagiert. Bei einem Gespräch mit sechs Vertretern der Kritiker kündigte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) nun eine öffentliche Diskussion zur Konzeption des Theaters an. Dieser "Bürgerdialog" solle von unabhängigen Fachleuten moderiert werden. Damit setzt Gribl eine zentrale Forderung aus der Künstlerszene um. Diese hatte eine mangelnde Beteiligung der Bürger kritisiert und mehr Mitsprache gefordert.

Angesichts der erwarteten Sanierungskosten von 180 bis zu 235 Millionen Euro befürchteten die freien Künstler, die ohnehin schon klamme Stadt werde auf Jahre hinaus kein Geld mehr für andere Kulturprojekte haben. Deshalb hatten sie Ende Mai in einem offenen Brief den "Stopp der Planungen" und einen "Neustart" des Großprojekts gefordert. OB Gribl war zunächst nicht begeistert über den öffentlichen Widerstand, weil er sich bereits in Gesprächen mit der Staatsregierung über eine finanzielle Unterstützung befand. Der Protest der Bürger verbesserte seine Verhandlungsposition in München nicht. Auch deshalb ging er auf die 53 Unterzeichner des Briefes zu und lud sie zu einem Treffen ein.

Ergebnis des runden Tisches: Im Oktober soll der Bürgerdialog beginnen, an dem sich alle Interessierten beteiligen können. Erst nach der Auswertung im Dezember sollen die Detailplanungen für das Neue Schauspielhaus, die Werkstätten und das Verwaltungsgebäude weitergeführt werden. In einem Punkt beharrt der Oberbürgermeister dagegen auf seinem Vorgehen: Er wird die Verhandlungen mit dem Freistaat über die Finanzierung der Theatersanierung fortsetzen. Auch die Pläne zur Sanierung des denkmalgeschützten Großen Hauses werde er mit den Architekten weiterführen, betonte er nach dem Gespräch. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Stadt den Münchner Planer Walter Achatz beauftragt, seine ursprünglich 235 Millionen Euro teuren Pläne auf etwa 180 Millionen abzuspecken. Der Freistaat will die Stadt offenbar indirekt unterstützen: Indem er sie an anderer Stelle - wie etwa bei der Schulsanierung - entlastet, soll sie mehr Geld für den Theaterumbau haben

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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