Nach Eklat im Mollath-Prozess:Verteidiger zieht die Notbremse

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Gustl Mollath mit seinem Anwalt Gerhard Strate. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Einen Tag nachdem die Verteidiger von Gustl Mollath ihr Mandat niederlegen wollten, sitzen Anwälte und Angeklagter wieder einträchtig nebeneinander. War also alles nur ein Sturm im Wasserglas? Wohl kaum. Gerhard Strate hat Mollath gezeigt, wo die Grenzen sind.

Ein Kommentar von Hans Holzhaider

Am Tag nach dem Eklat im Mollath-Prozess reibt man sich verwundert die Augen: War irgendwas? Gustl Mollath und seine beiden Anwälte sitzen wieder einträchtig nebeneinander. Man konnte zwar beobachten, dass die Begrüßung zwischen Verteidigern und Mandant nicht eben herzlich ausfiel, aber Gerhard Strate und sein junger Kollege Johannes Rauwald pflegen ohnehin die den Hanseaten eigene Distanz.

War also alles nur ein Sturm im Wasserglas? Wohl kaum. Man kann davon ausgehen, dass ein Mann mit der Erfahrung Strates einen solchen Paukenschlag wie die Niederlegung seines Mandats nicht einfach nur aus Jux inszeniert. Er wollte eine Botschaft an den Mann bringen, und diese Botschaft richtet sich eindeutig an seinen Mandanten.

Gustl Mollath hat in diesem Wiederaufnahmeprozess bisher eine tadellose Haltung bewahrt, aber er kann nicht verbergen, dass er mit dem Verlauf nicht glücklich ist. Es wird ja wieder nicht über das verhandelt, was Mollath für den eigentlichen Skandal hält - die unmoralischen Finanzgeschäfte seiner Ehefrau und der Bank, bei der sie beschäftigt war. Und das Komplott zwischen seiner Ehefrau, Bankern, Juristen und Psychiatern mit dem Ziel, ihn, Gustl Mollath, aus dem Weg zu räumen und ihm das Maul zu stopfen.

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Wieder richtet sich das Verfahren gegen ihn, das Opfer, und die Täter bleiben ungeschoren. Das nagt an ihm, und man geht wohl nicht falsch mit der Vermutung, dass auch seine Verteidiger das zu spüren bekommen. Mollath nennt Zeugen über Zeugen, und seine Anwälte müssen ihm sagen: "Lass es, Junge, das bringt alles nichts." Am elften Verhandlungstag hat er seinem Frust freien Lauf gelassen.

Gerhard Strate hat die Notbremse gezogen. Er hat Mollath einen Schuss vor den Bug gesetzt. Sollte wohl heißen: Dieses Spiel hat feste Regeln, und wenn du sie nicht einhältst, steigen wir aus. Natürlich war es auch ein Bluff: Strate und Rauwald wussten, dass das Gericht sie nicht so einfach ziehen lassen würde. Aber ihre Botschaft ist angekommen.

© SZ vom 25.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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