München:Flotte Mundwerker

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Im Landtag wurden die Sieger des bayernweiten Schüler-Wettbewerbs "Jugend debattiert" ermittelt - auch ein Fest für die Eltern

Von Markus Wolf, München

Stolze Väter huschen mit ihren Kameras vor der Bühne herum. Wenn sich Sohn und Tochter die Haare so schön machen, die guten Schuhe, Hemd und Sakko anziehen, dann muss das festgehalten werden. Vom Smartphone bis zur monströsen Spiegelreflexkamera holen die Papas alles was knipst hervor. Nur die Eltern selbst sind wohl noch besser gekleidet als die Schüler, die zum bayerischen Finale von "Jugend debattiert" ins Maximilianeum gekommen sind.

Insgesamt 110 Schulen aus dem Freistaat hatten an dem Wettbewerb teilgenommen. Von denen schafften es 24 Regionalsieger zur Vorrunde nach München. Im bayerischen Landtag wurden aus diesen schließlich acht Finalisten ausgewählt, die dann im Finale gegeneinander debattieren sollten: Jeweils vier für die Sekundarstufe eins, also achte bis zehnte Klasse, und vier für die Sekundarstufe zwei, zehnte bis dreizehnte Klasse.

Immer wieder brandet der Jubel im dicht besetzten Saal aus einer anderen Ecke auf, als die Namen der acht Finalisten vorgelesen werden. Die Klassenkameraden der Favoriten sind natürlich mit dabei, um ihre Mitschüler anzufeuern. Nachdem die Sieger feststehen, ist Pause. Die Finalisten ziehen sich zur Vorbereitung zurück. Schüler, Eltern und Lehrer quetschen sich durch die schmale Pforte das Saals, um noch etwas vom Buffet im Foyer zu bekommen. Bei dieser Gelegenheit kramen die Schüler ihre Smartphones hervor, um durch die Fenster des Landtags Selfies vom Münchener Stadtpanorama zu schießen.

Nach einer knappen dreiviertel Stunde geht dann die Debatte im Saal los. Zwei grüne Kärtchen links, zwei rote Kärtchen rechts auf den beiden Rednerpulten: Jeweils zwei Schüler Pro und Contra. Zu Beginn und zum Schluss dürfen die Redner ihre Meinung vortragen, dazwischen debattieren sie frei, 24 Minuten insgesamt. Sekundarstufe 1 beginnt. Thema: Soll es eine verpflichtende Schülerfahrt zur innerdeutschen Grenze geben. Die Schüler debattieren ruhig, formulieren vorbildlich ihre Argumente und lassen die Gegenseite ausreden. Wohl ein ungewohntes Debattenformat für einige Landtagsabgeordnete, die in der ersten Reihe der Debatte folgten.

Nach etwa einer halben Stunde ist die erste Runde vorbei. Sekundarstufe 2 macht sich bereit. Das Thema ist Vorratsdatenspeicherung. Hier geht es etwas hitziger zu: Es geht um Meta- und Verbindungsdaten, Zitate von John Locke und George Orwell fliegen hin und her. Das anschließende Lob der Juroren ist den Schülern sicher: "Mustergültig" hätten sie die Form der Debatte eingehalten. Toll, dass jeder ausreden konnte und niemand dazwischen geredet hat, lobt die Jury.

Dann kommt der große Moment. Stille im Saal vor der Ernennung der Sieger. Schließlich die Erlösung für acht angespannt wartenden Finalisten. Siegerin in der Sekundarstufe 1 ist Franziska Köstler vom Christoph-Scheiner-Gymnasium Ingolstadt, Florian Sabath vom Gymnasium Friedberg in der Sekundarstufe 2. Die Sieger werden sofort von einer Menschentraube umringt und müssen in alle Richtungen Hände schütteln. Franziska kann es kaum fassen, ringt um Atem, während die Mutter freudestrahlend daneben steht. "Ich kann's noch gar nicht glauben, das ist überwältigend", sagt die 15-Jährige. Ihr Siegerkollege Florian, 16, wirkt etwas gelassener. Ein bisschen wie ein Sportler nach einem Sieg fühle er sich, sagt er. Nervös sei er aber während der Debatte schon gewesen.

Zum Schluss stellen sich alle für ein gemeinsames Foto auf der Bühne auf. Der Platz reicht fast nicht aus, eine der Schülerinnen fällt beinahe herunter. Aber damit Papa ein gutes Foto bekommt, gibt man eben alles.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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