Mödlareuth:Das deutsch-deutsche Museum soll erweitert werden

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Besucher gab es in dem Dorf auch schon, als die Mauer noch mitten durch den Ort ging. (Foto: Arndt R. Schaffner)
  • Ein Museumsneubau und eine Neukonzeption sollen den Besuchermassen in dem ehemals geteilten Dorf gerecht werden: Sie sind auf das Doppelte angestiegen.
  • Der Bund und der Freistaat Bayern haben für das Projekt jeweils 5,5 Millionen Euro zugesagt, die Eröffnung soll spätestens im Jahr 2023 stattfinden.
  • Der Neubau soll auf bayerischer Seite etwas oberhalb des Dorfkerns entstehen und das Ortsbild nicht stören.

Von Claudia Henzler, Mödlareuth

Dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer soll das deutsch-deutsche Museum in Mödlareuth aus dem Dauerzustand des Provisorischen herausgeholt werden. Derzeit läuft die Ausschreibung für einen Museumsneubau und die Neukonzeption des Freigeländes mit dem etwa hundert Meter langen Rest der Grenzmauer im Zentrum. Der Bund und der Freistaat Bayern haben für das Projekt jeweils 5,5 Millionen Euro zugesagt. Der Hofer Landrat Oliver Bär, er ist Vorsitzender des für das Museum verantwortlichen Zweckverbands, rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von etwa 12,8 Millionen Euro und hofft auf eine Eröffnung spätestens im Jahr 2023.

Der Zweckverband wünscht sich die Erweiterung schon seit Jahren, weil das Museum mittlerweile 80 000 Besucher im Jahr zählt - doppelt so viele, wie einst bei der Eröffnung erwartet wurden. Schulklassen, die zu einem Seminar an die ehemalige innerdeutsche Grenze fahren, müssen aus Platzmangel im Container unterrichtet werden. Die Toiletten im bisherigen Museumsgebäude sind nicht auf die Besuchermassen ausgelegt, die an manchen Sommerwochenenden ins Thannbachtal hereinbrechen. Und der Platz für Ausstellungen in einer alten Scheune zwingt die Museumsleitung bisher, sich aufs Wesentliche zu beschränken.

Kfz-Sperren und ein abgesägter Beobachtungsturm: Das Sammelsurium im Freigelände des Museums in Mödlareuth stellt nicht dar wie es früher wirklich aussah. Das soll sich nun ändern. Der Turm hinten ist original. (Foto: Claudia Henzler)

Der Neubau soll auf bayerischer Seite etwas oberhalb des Dorfkerns entstehen und das Ortsbild nicht stören. Im Gegenteil würden Besucher von dort künftig einen besonders guten Blick auf die ehemalige Grenzanlage haben, verspricht Zweckverbandsvorsitzender Bär. Architekten sind jetzt in einem Wettbewerb dazu aufgerufen, auf 1500 Quadratmetern Nutzfläche Platz für Dauer- und Sonderausstellungen, Gastronomie und Veranstaltungsräume einzuplanen. Wenn das neue Gebäude steht, soll das bisherige Museum, ein ehemaliges Rittergut im Ortskern, für die Schulklassen zur Verfügung stehen.

Ebenso wichtig sind die Zukunftspläne für das Freigelände, dem man den Enthusiasmus der Gründungsväter ansieht, möglichst viel von dem zu retten und auszustellen, was in den Wendejahren entlang der Grenze abgebaut wurde. Sie haben mehrere Depots mit Material gefüllt. Gerade am Eingang zum Freigelände findet sich ein Sammelsurium an Sperranlagen, die dort früher gar nicht standen: eine Hundelaufanlage, ein niedriger Beobachtungsbunker mit Tarnanstrich - und ein ursprünglich elf Meter hoher Beobachtungsturm vom Typ BT-6, der bis 1991 bei Blankenstein stand und beim Umzug nach Mödlareuth um die Hälfte gekürzt wurde. Kinder können dort hinaufklettern.

Hier will der Zweckverband künftig das Authentische stärker herausstellen - eigentlich sind die Reste der Originalmauer mit Kontrollstreifen, Sicherungszaun und Lichttrasse beeindruckend genug. Auch der echte Beobachtungsturm von Mödlareuth vermittelt einen ganz guten Eindruck davon, wie überwacht das Leben der Dorfbewohner einmal war. Der Weg, auf dem Besucher durchs Gelände geführt werden, soll mit der Neukonzeption optimiert werden. Außerdem will man ein etwas abseits gelegenes Areal stärker einbeziehen, auf dem eine alte Mühle abgerissen wurde, weil sie zu nahe an der Grenze stand. Dort beginnt auch der Grenzzaun samt Kolonnenweg, aus dem der Eiserne Vorhang in weiten Teilen bestand und von dem noch 1,5 Kilometer erhalten sind.

Bisher sieht man dem Museum an, dass es vor 30 Jahren aus einer lokalen Initiative heraus entstanden ist. Der aus dem nahen Münchberg stammende Dokumentarfilmer und Fotograf Arndt Schaffner hatte die Grenze in Mödlareuth aus beruflichen Gründen immer wieder dokumentiert und nach 1990 zusammen mit dem für die bayerische Seite zuständigen Bürgermeister von Töpen die Idee zur Museumsgründung vorangetrieben. 1994 wurde es eröffnet, ein paar Jahre später kamen zusätzliche Depots und Filmräume dazu. Trotz öffentlicher Zuschüsse, auch vom Bund, konnte der Verein das Museum nicht dauerhaft stemmen. 2006 übernahm es ein länderübergreifender Zweckverband, um die Schließung zu verhindern. Ihm gehören die drei Landkreise Hof (Bayern), Vogtland (Sachsen), Saale-Orla-Kreis (Thüringen) sowie die Gemeinden Töpen und Gefell an.

Mancher Lokalpolitiker hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewünscht, dass sich der Bund finanziell stärker beteiligen würde - schließlich gehe es darum, einen fürs ganze Land relevanten Erinnerungsort zu bewahren. Der inzwischen verstorbene Schaffner fasste das Problem einmal so zusammen: "Wir sind ein nicht staatliches Museum mit einer gesamtstaatlichen Bedeutung." Die jetzt geplante und weitgehend vom Bund und vom Land Bayern finanzierte Erweiterung hat eine lange Vorgeschichte. Schon 2009 hatte das bayerische Kabinett ein Konzept für die Weiterentwicklung des Museums in Auftrag gegeben. 2012 sagte es eine Finanzierung zu, wenn der Bund denselben Anteil übernimmt. 2016 waren Freistaat und Zweckverband zuversichtlich, dass es bald losgehen könnte. Doch weil der Bund den Kostenrahmen nicht für realistisch hielt, musste das Konzept überarbeitet werden.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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