Mitten in Bayern:Wohnt er schon oder plant er noch?

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In Freilassing ist bezahlbarer Wohnraum so knapp wie überall. Wenn jemand kauft, dann ist es meist der Bauunternehmer Max Aicher. Doch bis bei ihm jemand einzieht, dauert es offenbar noch eine Weile

Kolumne von Matthias Köpf

Bezahlbarer Wohnraum wird natürlich auch in der Stadt Freilassing gebraucht, wobei das mit der Bezahlbarkeit nach der reinen marktwirtschaftlichen Lehre ja nicht das Problem sein dürfte. Denn streng genommen sind offenbar alle Immobilien bezahlbar, für die irgendjemand bezahlt, und sei die Summe noch so hoch. Und irgendjemand findet sich eben oft, auch in Freilassing, unter anderem wegen der Nachbarstadt Salzburg. Wenn es aber nicht ums Mieten geht, sondern gleich ums Kaufen größerer Grundstücke, findet sich in Freilassing nicht nur oft jemand, sondern eigentlich fast immer, nämlich der Unternehmer Max Aicher. Dem bekennenden Patriarchen gehören allein in Freilassing Hunderte Wohnungen und Tausende Quadratmeter Baugrund. Den Kaufvertrag für ein Areal in der Nähe des Bahnhofs hat Aicher jetzt sogar auszugsweise als bezahlte Anzeige in der Lokalzeitung veröffentlichen lassen. Die Annonce ist nicht seine einzige in der Angelegenheit.

Vertragspartner ist in dem Fall die Stadt Freilassing, die eben gerne mehr bezahlbare Wohnungen hätte. Die muss Aicher laut Vertrag auf der besagten Fläche binnen drei Jahren bauen. Allerdings hat bisher keine der wechselnden Planungen die Zustimmung der Stadträte gefunden, weil keine dem offiziellen Bebauungsplan entsprach. Und den Bebauungsplan hat Aicher einzuhalten, auch das steht im Kaufvertrag. Allerdings hat die Stadt Aicher im selben Vertrag eine bestimmte Baudichte zugesichert, sprich: eine bestimmte Quadratmeterzahl. Und diese vielen Quadratmeter haben seine Planer im Rahmen des Bebauungsplans bisher eben nicht recht untergebracht. Die Freilassinger können die ganze Kontroverse gut in der Zeitung verfolgen: Aicher schaltet Anzeigen, der Bürgermeister antwortet per Stellungnahme, und auch bei den Leserbriefen findet sich fast immer was.

Die entscheidende Gelegenheit hat Aicher in Freilassing offenbar ohnehin verpasst: Die Stadt erneuert gerade mit großem Aufwand ihr 2013 vom Hochwasser beschädigtes Schwimm- und Sportzentrum Badylon. Vielleicht hätte Aicher das alles übernehmen sollen, so wie er in der nahen Kreisstadt Bad Reichenhall die defizitäre Predigtstuhlbahn übernommen hat. In Bad Reichenhall wird seither jedenfalls gemacht, was Aicher sagt.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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