Mitten in Bayern:Wo selbst Napoleon an der Ampel steht

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Eine Fußgängerampel ist eine tolle Sache, schon wegen der Sicherheit. Ganz besonders sicher ist eine Anlage in Pfaffenhofen an der Roth. Dort stehen Autofahrer sehr lange. Ganz so war das allerdings nicht gedacht

Kolumne von Florian Fuchs

Im Markt Pfaffenhofen a.d. Roth erwähnen sie noch heute gerne, dass Napoleon auf seinem Feldzug Richtung Wien im Jahr 1805 eine Unterkunft im Ort für einen Tag als Hauptquartier genutzt hat. Die Geschichtsschreibung lässt allerdings völlig außer Acht, dass das militärische Gelingen dieses Vormarschs Richtung Österreich nur dem glücklichen Umstand geschuldet war, dass es im Markt Pfaffenhofen nahe Neu-Ulm damals noch keine Ampeln gab. Vor allem nicht jene Ampel an der zentralen Kreuzung der 7000-Einwohner-Ortschaft: Napoleons Truppen würden vermutlich heute noch dort stehen und auf Grünlicht warten.

Es ist nämlich so, dass die Ampel in West-Ost-Richtung über eine Kamera verfügt, die automatisch erkennt, wenn Fahrzeuge dort warten - und erst dann auf Grün umschaltet. Allerdings ist der Radius dieser Kamera etwas eingeschränkt, was nun regelmäßig zur Folge hat, dass Autofahrer sich dort nach einer Weile fragen, ob sie bei "Verstehen Sie Spaß?" gelandet sind, weil einfach nichts vorwärts geht.

Die Kamera, so ist aus der Verwaltung zu erfahren, kann die Autos nicht erfassen, die sich auf der Fahrbahn weit links einordnen, weil sie in eben jene Richtung abbiegen wollen. Die Fahrer der Wagen sitzen dann also da und warten. Und fahren dann, so schildern es der Neu-Ulmer Zeitung zufolge Gemeinderäte, einfach bei Rot los. Inzwischen hängt ein Zettel am Ampelmast: "Bitte rechts einordnen! Ihr Fahrzeug wird von der Ampel sonst nicht erkannt."

Das ist natürlich auch keine Lösung, weshalb der Markt Pfaffenhofen beim zuständigen staatlichen Bauamt insistiert, dass sich endlich etwas tun müsse. Schon das Pfarramt und ein örtlicher Nahversorger sind gerade für Ortsunkundige kaum mehr zu erreichen. Bis das staatliche Bauamt allerdings die Ampel repariert, wird sich die Gemeinde noch so behelfen müssen. Da ist es hilfreich, einen lebenserfahrenen Gemeindevorsteher zu haben.

Napoleon hat er nicht mehr kennen gelernt, als dienstältester Bürgermeister im Landkreis tut Josef Walz aber bereits seit 1990 seinen Dienst. Sein Vorschlag an leidgeprüfte Autofahrer: kurz aussteigen, den Knopf der Fußgängerampel betätigen - und schon wird es Grün.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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