Mitten in Bayern:Wachen über die Wachen

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Das Wartezentrum Freilassing trägt seinen Namen zu Recht. Allerdings nicht, weil dort derzeit viele Flüchtlinge unterbracht sind. Vielmehr sind es Sicherheitskräfte, die dort ausharren

Von Matthias Köpf

Sicherheit geht vor, und das gilt in Bayern ganz besonders an der Grenze zu Österreich. In der Grenzstadt Freilassing zum Beispiel steht ein Gebäude, das als gesichert gelten darf. Draußen parken ein paar Autos der Bundespolizei, im Inneren hält die Bundeswehr die Stellung, und bewacht werden die Polizisten und Soldaten von einem größeren Aufgebot privater Sicherheitsleute. Sonst ist in dem Gebäude allerdings wenig los, was die Sicherheitslage vermutlich noch weiter verbessert.

Los gewesen ist dort aber schon mal was: Im vergangenen Jahr standen vor dem Gebäude Flüchtlinge Schlange, Busse der Bundespolizei fuhren sie im Pendelverkehr von der Grenze über die Saalach herbei. 2000 Menschen wurden zu Spitzenzeiten hier pro Tag empfangen, verpflegt, untersucht und großräumig ins ganze Bundesgebiet weiterverteilt. Der örtliche Unternehmer Max Aicher hatte dem Landratsamt in Reichenhall die leere Möbelhalle auf die Schnelle verpachtet, die sofort zu einem der Hauptschauplätze der deutschen Flüchtlingskrise geworden ist.

Jetzt, da hier kaum mehr was los ist, sagt der Landrat, sei er froh, dass man die Halle gerade noch rechtzeitig wieder losgeworden sei. Zuständig ist nämlich längst das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das die Immobilie rechtzeitig zur vorläufigen Schließung der Balkanroute im vergangenen Februar mit einer "Bearbeitungsstraße" aufgemöbelt hat. Dort sollen bei anhaltender Amtshilfe durch die Bundeswehr eintreffende Flüchtlinge registriert und in Vorakten zum weiteren Asylverfahren erfasst werden. Für mehr als 700 Menschen pro Tag ist die Bearbeitungsstraße ausgelegt, in der vollen Ausbaustufe sollten es um die 1300 Asylbewerber täglich sein.

Immerhin diesen Ausbau hat sich das Bamf vorerst erspart, denn für die vielleicht 20 Flüchtlinge pro Woche, die derzeit höchstens im "Wartezentrum Freilassing" ankommen, reichen die Kapazitäten und Kubikmeter in der Halle auf jeden Fall. Das Wachpersonal hätte also eigentlich Zeit für eine Fortbildung in Freundlichkeit, doch es trägt bei all dem ja auch noch die Verantwortung, Einblicke in die eigene Überflüssigkeit zu verhindern. Wie viel dieser Service kostet, will das Bamf nicht aufschlüsseln.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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