Mitten in Bayern:Lustige Tourismus-Chefs

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Um einem Produkt Aufmerksamkeit zu verschaffen, bemühen sich PR-Experten redlich: mal eher originell, mal eher hilflos und manchmal muss sogar der gute alte 1. April herhalten

Kolumne von Matthias Köpf

An diesem Montag ist der 1. April, und bitteschön: An dieser Stelle könnte nun Ihr Aprilscherz stehen. Aber - April, April! - in der SZ werden derlei Witzigkeiten ganz ausdrücklich ignoriert, und außerdem ist die Lage am Barmsee für so etwas ja auch wirklich viel zu ernst. Dass der Bürgermeister der Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen dort Schilder aufstellen lassen will, damit diese fotoverrückten Instagrammer auf ihrer Jagd nach dem besten Selfie aus dem bilderbuchbayerischen Bergidyll nicht alles niedertrampeln, das war ja unter anderem an dieser Stelle neulich schon zu lesen. Offenbar haben inzwischen aber auch die Touristiker anderer bilderbuchbayerischer Bergidyllen von der Sache Wind bekommen. Und nun überbieten sie sich mit aprilscherzhaften Mitteilungen dazu.

"Ruhe ham statt Instagram" betiteln da zum Beispiel die einen ihre angebliche "Initiative zur Bekämpfung unerwünschter Influencer", wobei sie letztere gleich noch mit der Influenza vergleichen und mit diesem Gag sicher am liebsten selber viral gehen würden, wie das unter Influencern halt so heißt. Statt mit Drohungen werde man dem Problem aber mit einem neuen Angebot begegnen und das Flachdach des Kongresszentrums zu einem Freiluft-Fotostudio umgestalten. An einem Arbeitsplatz mit schnellem Wlan und bester Bearbeitungssoftware könnten die Bilder optimiert und umgehend online gestellt werden. Die Werbeleute der Konkurrenz hingegen kündigen "als erste deutschsprachige Destination" Mautstellen sowie Eintrittsgelder und hochpreisige Tagestickets ab 90 Euro pro Person für den eigenen Alpenabschnitt an und wollen damit "ein wichtiges Zeichen gegen den Tagestourismus" setzen.

Bei all dem vergisst freilich keiner dieser ausgefuchsten Fremdenverkehrswerber, noch einmal ausführlich die jeweils eigenen Attraktionen und Hotspots aufzulisten, auf dass nebenbei noch all die Instagrammer, die Influencer und die ganzen sonstigen Tages- und Overtouristen erfahren, was es da nicht alles zu sehen und gerne auch zu fotografieren gibt.

So gesehen könnte am Ende auch die Ankündigung des Krüner Bürgermeisters eine Schildbürgeraktion gewesen sein. Barmsee? Da soll man ja ziemlich schöne Fotos machen können.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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