Mitten in Bayern:Liebesgöttin

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Bei den alten Römern war die Göttin Juno für Ehe, Familie und Herzensdinge zuständig, in Bayern derzeit Sozialministerin Emilia Müller

Kolumne von Anna Günther

Düster ist der Januar, kalt und grau. Ein Monat, der im Ranking der unbeliebtesten Monate ganz oben landet. Trotz harter Konkurrenz durch den November, der ähnlich grau ist und ähnlich kalt. Wer aber den November übersteht, kann sich an Weihnachten erfreuen. Der Februar kommt heuer auch knapp besser weg, zumindest bei Freunden des Faschings und allen Schulkindern, die sich in den Ferien beim intensiven Nixtun mental aufs Zwischenzeugnis vorbereiten können. Die Ferienfreude fällt in diesem Jahr mit dem Lieblingsereignis der Schokoladen- und Blumenindustrie zusammen: Am 14. Februar ist Valentinstag. Ach ja, mit Liebe hat das auch irgendwas zu tun. Das sollte klar sein, wenn man der Flut aus Herzchen und Kussmündern nicht einmal mehr an der Tankstelle ausweichen kann.

Zyniker mögen den Valentinstag also naserümpfend eine Erfindung der Schokoladen- und Blumenindustrie nennen. Romantiker halten mit den alten Römern dagegen. Die nämlich sollen schon in der Antike am 14. Februar Blumen geopfert haben. Beschenkt wurde aber weder Gattin noch Gespielin. Die Göttin Juno bekam die Blumen. Die Königin der Götter war zuständig für den Schutz von Ehe, Geburt und Familie. Das übernimmt in Bayern Sozialministerin Emilia Müller. Ein eigenes Ministerium für die Liebe gibt es zwar nicht - noch nicht, aber der künftige Ministerpräsident lässt ja nichts aus, was das Herz der Bayern erfreuen könnte. Den Amor könnte er als Landesvater gleich mitmachen. Sexier noch als Förderbescheide übers Land zu streuen, ist nur der Herzchenregen.

Derweil kümmert sich Emilia Müller um die Herzensdinge der Bayern: Die Ministerin sucht die schönsten Liebeserklärungen, meldet ihr Haus in diesen Tagen. Ein Heiratsmarkt im Sozialministerium? Bayer sucht Bayerin für Zweisamkeit im Freistaat? Nicht ganz. In selbstgedrehten Filmchen sollen Enkel die Oma feiern, Geschwister den Papa oder Mamas ihre Kinder. Ganz Bayern soll wissen, was an der eigenen Familie das Schönste ist, heißt es. Die Liebesschwüre werden gesammelt und auf die neue Familien-Homepage gestellt. Die Gewinner bekommen im April Reise-Gutscheine, alle anderen den Frühling - und schon jetzt im kalten, grauen Januar ein tiefrotes Herz.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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