Mitten in Bayern:Eine Weltreise zum nächsten WC

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Unterwegs zwischen Nürnberg und Weimar

Von Olaf Przybilla

Das ist doch eine schöne Idee: Ein Ausflug von Nürnberg nach Weimar, das erfrischt den Geist, tut etwas gegen Wessi-Ossi-Klischees und verspricht eine behagliche Fortbewegungsart. Die A 73 gibt es in durchgängiger Form seit 2008, sie leitet quer durch unfassbar reichhaltige Kulturlandschaft (Forchheimer Kaiserpfalz, Bamberger Welterbe, Kloster Banz, Vierzehnheiligen, Coburger Veste), aber an dem Tag lässt man das mal rechts und links liegen. Immerhin warten die Herren Schiller und Goethe, das ist Kultur genug.

Los also auf den Frankenschnellweg, wie der Anfang der A 73 euphemistisch genannt wird. Aber egal, man hat ja Zeit an dem Tag, erfreut sich am Blick auf die Fränkische Schweiz und merkt auf Höhe, Verzeihung, Strullendorf, dass da was ist: Die Kanne Frühstückstee meldet sich. Macht aber nichts, schließlich kennt der geübte deutsche Autobahnfahrer die goldene Regel. Sie ist festgezurrt in den "Grundsätzen für die Standortwahl von Serviceeinrichtungen" und besagt, dass stets nach 50 Kilometern, allerspätestens aber nach 80, eine Tank- und Rastanlage kommt, wo man das Wasser abschlagen kann, wie das die beiden Herren in Weimar gesagt haben würden.

Gut, Strullendorf, das ist 60 Kilometer hinter Nürnberg, es darf also nicht mehr lange dauern mit der Anlage. Es kommt dann aber nichts: In Weichenwasserlos nicht, bei Kilometerstand 80. Nicht in Fischbach. Und auch in Niederfüllbach oder Oberfüllbach nicht. Gut, man könnte auf so einen Not-Abort am Rastplatz, aber es gibt doch diese deutsche Regel, es kann ja jetzt nur noch um Minuten gehen. Bei Eisfeld, Kilometerstand 130, ist die Stimmung auf Null, bei Schleusingen will man alles hinschmeißen, 150 Kilometer hinter Nürnberg.

Was da los ist? Michael Busch, Landrat in Coburg, war schon vor etlichen Jahren auf so einer "Hier-kommt-jetzt-mal-was-hin"-Veranstaltung. Danach kam dann aber nichts mehr. Die nette Sprecherin der Autobahndirektion findet die Frage auch ziemlich berechtigt, es gibt ja Regeln, und so eine Anlage könnte man ja im Grunde schon beim Bau der Autobahn einplanen. Hm. Wie auch immer: 2019 soll mit dem Bau einer Rastanlage bei Coburg begonnen werden. Elf Jahre nach Fertigstellung der Autobahn.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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