Mitten in Bayern:Die Bank ohne Bargeld

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Rosi Weber betreibt eine Tankstelle. Die Einnahmen bringt sie seit eh und je zur Sparkasse. Neulich hat sie dort aber eine dicke Überraschung erlebt

Von Lisa Schnell

Sparen, das bedeutet, Geld nicht ausgeben, sondern aufheben. Wer sollte sich damit besser auskennen als die Sparkasse, schließlich hat sie das Sparen ja schon im Namen. Wie das geht, zeigt sie gerade selbst vorbildlich, indem sie sich ihre Filialen in Bayern spart. Doch auch geschichtlich ist die Tätigkeit des Sparens mit der Sparkasse bis aufs Engste verknüpft. Ihr Weltinstitut rief 1925 den Weltspartag aus. Sie überhäuft die Deutschen seit Jahrzehnten mit Sparschweinen, lockt mit Comicfiguren namens Didi und Dodo sowie mit lächelnden Sparkassendamen samt Hammer. Denn: Wenn's um Geld geht Sparkasse. Ist ja klar. Nur, was für Geld? Orientiert man sich an den Werbeprospekten, könnte man den Eindruck gewinnen: richtiges Geld, das zum Anfassen, Münzen.

Genau solche brachte auch Rosi Weber zu ihrer Sparkasse. Klar, Zinsen gibt's dafür heute nicht mehr. Aber sie und ihr Mann sind eben treue Kunden, fast 40 Jahre Sparkassenjünger. Also Münzen auf den Tisch, ziemlich viele sogar, denn die Webers betreiben eine Tankstelle, da fällt Kleingeld an. Als Kinder bekamen sie von ihrer Bank noch einen Lolli für ihr Erspartes, jetzt eine Rechnung: 350 Euro im Monat wollte ihre Filiale in Arrach bei Cham. Dafür, dass sie das macht, für das sie eigentlich ja da ist: Geld aufheben, sparen.

Ja, stimmt schon, seit der Finanzkrise ist alles ein bisschen verrückt. Selbst Banken müssen jetzt Strafe zahlen, wenn sie ihr Geld nicht gleich wieder rausschmeißen. Deswegen könnten sie es sich einfach nicht mehr leisten, Bargeld anzunehmen, hörte Weber von ihrem Bankberater. Denn Bargeldeinzahlungen kosten Geld, das die Banken jetzt eben nicht mehr hätten. Und: Die 350 Euro im Monat seien eh schon ein Sonderangebot. Weber lehnte dankend ab.

Nur: Was tun mit dem vielen Geld? Münzen in der Matratze sind unbequem. Außerdem gehört ein Teil des Geldes ja der Tankstelle. In dicken Säcken hätte sie es durch's ganze Land schleppen müssen. Auf dem Weg aber liegt eine andere Bank. Die erbarmte sich der armen Frau. Für 12,50 Euro im Monat darf sie dort ihr Geld abgeben. Weber konnte es kaum glauben: eine Bank, die tatsächlich noch Geld annimmt. Dass es so was noch gibt.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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