Mitten in Bayern:Der Rest vom Fest

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Kaum einer mag noch Großveranstaltungen. Was aber davon übrigbleibt, das findet wenigstens noch Verwendung. Wie die Lampen von Olympia 1972 beim SV Hirten

Von Matthias Köpf

Großveranstaltungen wie Olympische Spiele sind bei den Bürgern möglicher Veranstaltungsorte offenbar nicht mehr allzu beliebt, sofern diese Bürger denn gefragt werden. Das Gleiche scheint neuerdings für Landesgartenschauen zu gelten, für die es ja auch so eine Art IOC gibt. Am Ende kommt es noch so weit, dass die Gartenschau 2024 statt bei diesen undankbaren Erlangern in Katar stattfinden muss, Bewerbungen nehmen die Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen mbH, das IOC und zur Not die Fifa entgegen. Dabei kann von solchen Veranstaltungen ja durchaus auch längerfristig was hängen bleiben. In Hirten zum Beispiel schrauben sie erst jetzt die Flutlicht-Lampen ab, die sie noch von Olympia 1972 her über dem Trainingsplatz ihres SV strahlen hatten.

Gut, die Spiele haben damals nicht direkt in Hirten stattgefunden, der Olympiaturm ist nicht zu sehen, und die S-Bahn ist auch nicht bis an die Alz gekommen. Aber mit dem Auto war das Stadion nur eineinhalb Stunden entfernt. So sind nach Erlöschen des olympischen Feuers wohl auch die sechs Strahler auf den Sportplatz der damals selbständigen Gemeinde im Landkreis Altötting gelangt. Wie das genau zugegangen ist, wissen weder der heutige SV-Vorsitzende noch sein Vize, und die Drahtzieher von damals sind schon gestorben. Aber dass die Strahler auf den demnächst durchrostenden Masten olympische Originale sind, das gilt in Hirten als verbürgt.

Runter müssen sie trotzdem, denn während die Stockschützen des SV Hirten auf immerhin acht Asphaltbahnen vor sich hin prosperieren, erleben jetzt endlich auch die Fußballer einen neuen Aufschwung. Die Erste steigt womöglich bald mal in die A-Klasse auf, und für die nächste Saison haben sie jetzt sogar eine Zweite gemeldet, die in der C-Klasse anfangen wird. Da muss neben dem Hauptplatz eben auch am Trainingsplatz ein gescheites Licht her. Und da hilft keine Nostalgie: Wenn sie statt der olympischen Leuchten ein paar Strahler aus dem Baumarkt aufstellen würden, wäre es wahrscheinlich heller, heißt es vom Vorstand. Und wenn sie dann vielleicht bald einen neuen Rasen brauchen: Vielleicht bleibt ja bei der Landesgartenschau in Pfaffenhofen einer übrig.

© SZ vom 05.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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