Mitten in Bayern:Der Kormoran is scho a Hund

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Wird der Weg zur Beute eng, gönnt der eine Jäger dem anderen erst recht nichts mehr. Und da ist es ganz verständlich, dass die Angler mehr als sauer sind auf den Kormoran, der es derzeit wagt, eisfreie Flächen zur Jagd zu nutzen

Von Matthias Köpf

Bitte, der Feind ist ja auch nicht ganz blöd. Oder stellen sich die Angler gerade selber an den Weiher, werfen aus und lassen ihre wahrscheinlich noch während des Fluges in U-Form steifgefrorenen Würmer hart auf der geschlossenen Eisdecke zerschellen? Doch der Feind, so finden sie, könnte sich da ruhig ein bisschen dümmer anstellen und jedenfalls nicht ausgerechnet dort auf Fischfang gehen, wo das Wasser nicht gefroren ist. Denkt er aber gar nicht dran, denn ein Hund is a scho, der Kormoran, das muss man ihm lassen. Sonst wäre er vielleicht auch gar kein richtiger Gegner für die Sportfischer, die den Sport in ihrem Fall ja nicht von der Leistung herleiten, sondern von der sportlichen Fairness gegenüber dem Fisch, dem sie quasi auf Augenhöhe mit der Angelrute entgegentreten und nicht von oben herab mit Dynamitstangen.

Die Fische sind den Anglern jedenfalls nicht nur Beute, sondern auch sonst ein Anliegen. Von den vielen gefährdeten und geschützten Arten gäbe es die meisten längst überhaupt nicht mehr, wenn sie nicht von den Fischereivereinen eingesetzt und gehegt würden. Und für die Beutefische gibt es Schonzeiten, gerade dürfen keine Saiblinge und Forellen gefangen werden. Jedenfalls nicht von den Anglern, aber dem feindlichen Vogel ist das wurscht, der würde sich ja nicht mal an die Haager Landkriegsordnung halten. "Kormorane belagern eisfreie Flüsse", berichtet also der Landesfischereiverband in einer aktuellen Mitteilung. Auf Nahrungssuche stürzten sich "vielerorts Trupps von bis zu mehreren Hundert Kormoranen auf die eisfreien Flüsse und Bäche". An die 10 000 Kormorane gebe es inzwischen in Bayern, klagt der Landesfischereiverband im Namen seiner 132 000 Mitglieder. Diese mussten zwar nicht alle einen feierlichen Eid ablegen, dem Kormoran Feind zu sein für immerdar, ehe man ihnen ihre Angelscheine ausgehändigt hat. Aber geschadet hätte so ein Schwur wahrscheinlich auch nicht. Vielleicht ist es Zeit, das bei der nächsten Jahreshauptversammlung nachzuholen. Wobei da kaum ein Verein mehrere Hundert Mitglieder auf einmal zusammenziehen kann, wie es dem offenbar gut organisierten Kormoran an den eisfreien Gewässern gerade gelingt. Dafür, in aller Feindschaft: Respekt.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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