Mitten in Bayern:Bello-Bad am Tegernsee

Lesezeit: 1 min

Hunde sind Familienmitglieder. Also müssen sie auch mit an den Strand - eh klar. Und der moderne Tourismusgedanke - jeder Gast ist König - liefert entsprechende Badeoasen

Von Johann Osel

Unbestritten hat es ja der Mensch viel leichter als der Hund, wenn es um die Bewältigung des Frühsommers geht. Klamotten werden ausgezogen oder kürzer, die Badesaison beginnt eh bald. Der Vierbeiner, ob Afghanischer Windhund oder Deutsche Dogge, kann nichts Warmes ablegen, im Freibad wie am See ist er oft unerwünscht. Da aber auch er nicht schwitzen soll wie ein Hund, gibt es in Rottach-Egern am Tegernsee einen Hundestrand, 20 Meter lang. Dessen Beliebtheit kann man etwa auf Facebook-Fotos sehen, auf denen klatschnasse Frauchen mit ihren feuchten Möpsen fröhlich posieren. Spätestens seit es das Bello-Bad ins Standardwerk "München auf vier Pfoten" geschafft hat, ist Rottach-Egern diesbezüglich kein Geheimtipp mehr. So schön wäre das alles, würde nicht ein lokales Online-Magazin aktuell Unbill verkünden: Der Weg zum Hundestrand verläuft am normalen Badebereich, der Popperwiese. "Seit Neuestem" aber gelte für den Bereich absolutes Hundeverbot - somit sei der Weg zum Strand für die Tiere tabu.

Verstehen kann man die Gemeinde durchaus, mit hündischen Hinterlassenschaften auf der Popperwiese gab es bereits häufig Ärger. Bürgermeister Christian Köck zitierte im Gemeinderat mal aus dem Brief einer Bürgerin: Sie hatte ihr Handtuch auf der Liegewiese ausgebreitet, mitten im Hundekot. Das Tuch habe man nur noch wegwerfen können, "da ist die Schmerzgrenze überschritten". Köck kann den neuen Ärger über das Verbot nicht verstehen, er korrigiert den Online-Bericht: Das Verbot bestehe schon seit 2005, immer von Mai bis Oktober; es greife jetzt im Mai eben wieder. Er habe nichts gegen Hunde, aber alle müssten rücksichtsvoll handeln, damit jeder "unser schönes Fleckerl genießen kann".

Aber was nun, wie kommen die Hunde an ihren Strand? Darf man sie tragen, versteckt im Picknickkorb? Nicht auszudenken sind die Folgen für die Brotzeitwürste. Ein Abwurf per Helikopter über der Badestelle und ein Katapult vom Parkplatz aus böten sich an, wurden aber offenbar gar nicht angedacht. Der Bürgermeister hat eine schier revolutionäre Idee: Man könne von der anderen Seite, über den Weißachdammweg, zum Hundestrand, und nicht direkt über die Liegewiese. Umweg: vielleicht 50 Meter.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: