Mitten in Bayern:Bauses Bilanz

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Die Grünen-Fraktionsvorsitzende verabschiedet sich und zieht eine Erfolgsbilanz. Kein Transrapid, keine zubetonierte Donau, keine Studiengebühren mehr. Was bei der Staatsregierung nicht klappt, wird in der Opposition umgehend als eigener Erfolg verbucht. So ist eben das Geschäft

Von Lisa Schnell

Verabschieden sich Politiker von ihrem Amt, gibt es zwei Szenarien, abhängig vom Grad der Freiwilligkeit: Da sind auf der einen Seite diejenigen, die wohl als letzte von ihrem eigenen Rückzug erfahren haben. Ihr Auftritt ist kurz, ihre Worte knapp. Zwei Minuten bei Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber, sechs Minuten bei Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Und solche wie den Noch-Landesvorsitzenden der SPD, Florian Pronold, der seinen Abschied schon lange geplant hatte, wie er sagt. Und dann wortreich ausführt, welche Gründe nichts damit zu tun hatten, dass er sich genau jetzt zurückzieht. Auf keinen Fall etwa die parteiinterne Kritik an ihm.

Und dann gibt es auf der anderen Seite den Rückzug à la Margarete Bause, zu beobachten am Montag im bayerischen Landtag. Dass sie ihr Amt als Fraktionsvorsitzende der Grünen abgeben und für den Bundestag kandidieren werde, hatte sie schon lange angekündigt. Es greift hier also die Regel: Je selbstbestimmter der Rückzug, desto länger die referierte Erfolgsbilanz in der Abschiedsrede. Als erstes wäre da der Atomausstieg, ein Verdienst der Grünen, die sich gegen die "Atompartei CSU" durchgesetzt hätten, sagt Bause. Dass ihre Argumente genau dann bei der CSU fruchteten, als in Japan ein Atomkraftwerk in die Luft ging, stimmt natürlich, hat es aber nicht mehr in Bauses Rede geschafft. Die Highlights in 13 Jahren als Fraktionsvorsitzende waren einfach zu zahlreich: kein Transrapid, keine einbetonierte Donau, keine Studiengebühren, kein positives Votum für die dritte Startbahn. Sicher, alles Projekte, die nicht kamen, aber so ist das nun mal in der Opposition: die eigenen Erfolge sind vor allem die Misserfolge der Regierung. Aber was heißt da Opposition. "Die CSU ist besiegbar", sagt Bause, die Grünen reif für die Regierungsbank im Bund wie im Land. So ist das: Wer seinen Abschied selbst wählt, sieht nicht nur in der Vergangenheit Erfolge, sondern auch in der Zukunft. Ganz optimistisch ist Bause deshalb auch, dass sie es in den Bundestag schaffen wird. Schließlich hat sie Platz neun auf der Liste und die Grünen gerade zehn Prozent in den Umfragen. Kürzlich waren es noch sieben, aber das gehört nicht in so eine Abschiedsrede.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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