Mitten in Bayern:Allgäuer Disco-Kühe

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Das Vieh spielt im Freistaat eine wichtige Rolle. Und so ist es nur konsequent, ihm und seinen Züchtern einen besonderen Abend zu bescheren: mit "Rinder-Nightshow" mit Cow-Walk sowie Muhsik und Tanz

Von Johann Osel

Über die Freizeitaktivitäten bayerischer Kühe ist allgemein recht wenig bekannt. Filmkunst könnte dazu gehören, Anhaltspunkte dafür liefert das schöne Kinderlied von der "Kuh, die wollt' ins Kino gehen". Obwohl es die Mitkühe kaum glauben wollen, zieht es eine Rinderdame in Dirndl und Stöckelschuhen zum Kino. Zunächst scheint sie nicht hineinzudürfen - weil fünfeinhalb Jahre alt, der Film ist erst ab sechs; am Ende klappt das Abenteuer doch noch. Auch die spektakuläre Flucht der Kuh Yvonne im Landkreis Mühldorf, die 2011 bundesweit Schlagzeilen machte, müsste noch mal auf die genaue Motive hin geprüft werden. Gut möglich, dass Yvonne in Wahrheit ausbüxte, um das Papst-Benedikt-Geburtshaus in Marktl am Inn zu besichtigen. Im Winter jedenfalls lieben Kühe Schlittschuhlaufen. Die Redewendung "die Kuh vom Eis holen" zeugt davon, zu irgendeinem Zwecke muss sie sich ja zuvor aufs Eis gewagt haben. Ein ganz junges Phänomen dagegen ist die Disco-Kuh, der Jungzüchterclub aus Füssen hat da jetzt ordentlich vorgelegt.

Drei Jahrzehnte Bestehen ihres Vereins feierten die Züchter neulich und aus dem Anlass sollte es mehr geben als eine klassische Braunviehschau - nämlich eine "Rinder-Nightshow" mit Cow-Walk, mit DJ und Aftershow-Party, mit Muh-sik und Tanz möchte man fast sagen. "Professionell mit Rasur und Föhn aufgehübscht stellten sich 44 Vierbeiner der Beurteilung", notierte die Allgäuer Zeitung. Laut den "Richtlinien für die Präsentation eines Schautieres bei Jungzüchterwettbewerben" dürften sie mit einer "Top-Linie" aufgelaufen sein, mit auftoupiertem Schwanz und Korrekturen mittels Puder und Haarspray. Einem Großraumdisco-Publikum nicht unähnlich. Die Allgäuer Rinder-Nightshow, sagen Besucher vom Fach, zeige, wie wichtig Jungzüchterschauen als Motivation seien - wohl für Züchter wie Rinder. Teilnehmer zwischen zwölf und 28 Monaten waren zugelassen, also bei den Kühen.

Zweifelsohne ist so ein Abend nur etwas für juvenile Kühe. Die älteste Milchkuh Bayerns steht im schwäbischen Krumbach im Stall. Sie zählt 22 Lenze, Zuchtexperten rechnen das auf bis zu 110 Menschenjahre um. Zu ihrem Geburtstag Ende Juli gab es ebenfalls ein Fest: altersangemessen mit Blaskapelle.

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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