Ministeriumsumzug:Tief im Wald

Muthmann ist beleidigt

Es heißt zwar immer, dass die Franken so schnell beleidigt seien, dabei ist das kein Alleinstellungsmerkmal, wie gerade ein Mann aus dem tiefsten Bayerischen Wald beweist. Da kommt Alexander Muthmann her, aus dem Landkreis Freyung-Grafenau, ganz im Osten von Bayern, der zu mehr als der Hälfte von Wald bestanden ist. Das ist nun zunächst nicht mehr als eine geografische Beschreibung, aber weil die Gesundheitsministerin Melanie Huml seine Heimat mit diesem Begriff belegt hat, ist der Freie-Wähler-Abgeordnete jetzt eingeschnappt. Die Ministerin aus Oberfranken soll im Gesundheitsausschuss den geplanten Umzug ihres Ministeriums nach Nürnberg mit dem Satz verteidigt haben, dass es schließlich nicht "in den tiefsten bayerischen Wald" gehe. Was definitiv stimmt. Nürnberg, die zweitgrößte Stadt Bayerns, ist weitab vom Bayerischen Wald gelegen, da wachsen viel weniger Bäume und die Menschen sprechen auch ganz anders. Trotzdem fordert Muthmann eine Entschuldigung, er hat das nicht als Richtungsangabe, sondern als Beleidigung verstanden. Diese sei angesichts der Probleme des ländlichen Raumes "nicht nachvollziehbar und völlig unverständlich". Was man auch von seiner Einlassung behaupten könnte. Denn dass der tiefste bayerische Wald ein kleines bisschen schwerer erreichbar ist als die Frankenmetropole Nürnberg, das lässt sich schlecht leugnen. Auch ganz ohne Beleidigung.

© SZ vom 12.10.2016 / kaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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