Marode Brücken:Das Land des Bröselns

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Die Murachbrücke ist nur noch einspurig befahrbar. Schwere Fahrzeuge müssen einen Umweg nehmen. Nun soll sie endlich ersetzt werden. (Foto: Bauamt Amberg/OH)

Im Freistaat sind 1292 Brücken baufällig. Ein Beispiel aus der Oberpfalz zeigt, wie schwierig und teuer ihre Sanierung ist

Nur auf den ersten Blick sieht die Murachbrücke bei Oberkonhof im Landkreis Schwandorf belastbar aus. Die Murach ist ein Zufluss der Schwarzach, dementsprechend klein ist die Brücke aus dem Jahr 1967, deren Unterbauten noch aus der Zeit des Kaiserreichs stammen. Eigentlich hat das 14,70 Meter lange Bauwerk eine Tragfähigkeit von 30 Tonnen. Doch schon 2010 wurden Mängel am Füllbeton, den Seitenflächen, der Widerlagerwand und der Auflegerbank festgestellt.

Zwei Jahre später ergab eine Überprüfung, dass die Standsicherheit nicht mehr gegeben ist. Also traf sich der Gemeinderat zu einem Ortstermin. Im August 2015 schließlich wurde die Brücke für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen gesperrt. Autofahrer, die auf der Staatsstraße Richtung Altendorf oder Niedermurach fahren wollen, können die Brücke seitdem nur noch einzeln und mittig überqueren - sicher ist sicher.

Der schlechte Zustand staatlicher Brücken ist einer der wenigen Evergreens der bayerischen SPD. Seit 2011 hat die Landtagsfraktion dreimal schriftlich bei der Staatsregierung nachgefragt, das Ergebnis war immer das gleiche, zuletzt Anfang Januar: Jede vierte Brücke im Freistaat ist marode. Bayernweit sind derzeit 1292 Staatsstraßenbrücken sanierungsbedürftig. Allein 176 Bauwerke werden in ihrem Zustand als "nicht ausreichend" eingestuft, darunter auch die kleine Murachbrücke in der Oberpfalz. Sie sind in ihrer Standsicherheit, ihrer Verkehrssicherheit oder beidem derart beeinträchtigt, dass eine Instandsetzung umgehend erforderlich ist, schreibt die Staatsregierung. Für Sanierungen und Ersatzneubauten seien im laufenden Doppelhaushalt deshalb 47,1 Millionen Euro vorgesehen. Außerdem gibt es seit diesem Jahr ein Sonderprogramm zur Brückenertüchtigung, mit dem größere Maßnahmen mit Kosten von mehr als zwei Millionen Euro finanziert werden können - dies sei viel zu wenig, sagt die SPD. Ihr Fraktionschef Markus Rinderspacher witterte zuletzt eine versteckte Staatsverschuldung auf Kosten der Verkehrssicherheit und forderte höhere Investitionen in die Infrastruktur. Dabei seien die Brückensanierungen nicht allein eine Frage des Geldes, sagt Hannes Neudam. Er ist als Bauoberrat beim Staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach mit dem Fall der maroden Murachbrücke bei Oberkonhof betraut. Sie sollte eigentlich schon im Jahr 2014 durch einen Neubau ersetzt werden. Dass sich eine Sanierung nicht mehr rechnen würde, das sei rasch klar gewesen. Doch Grundstücksverhandlungen mit einem Anlieger brachten das Brückenprojekt dann ins Stocken. Überhaupt seien die Abstimmungsprozesse deutlich komplexer geworden, sagt Neudam. Wo man früher Brücken oftmals einfach nach Augenmaß saniert habe, seien heute genaue Berechnungen, Bohrungen, Schriftverkehr mit der Verkehrsbehörde und mitunter auch aufwendige Rechtsverfahren notwendig. "Jedes Bauwerk ist da ein Einzelfall."

Kommen die Grundstücksverhandlungen mit dem Anlieger bald zu einem Abschluss, könne der Auftrag noch im April vergeben und die neue Brücke bis Jahresende für 700 000 Euro gebaut werden. Das jedenfalls hofft Neudamm. Erst dann wird die baufällige Murachbrücke aus der Kaiserzeit abgerissen.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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