Markgräfin:Bayreuth gestaltet zur Landesgartenschau einen Park für Wilhelmine

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Die Seebühne in der neuen Wilhelminen-Aue soll während der Landesgartenschau in Bayreuth Schauplatz sein für zahlreiche Veranstaltungen. (Foto: dpa)
  • Am 22. April wird in Bayreuth die Landesgartenschau mit dem Titel "Musik für die Augen" eröffnet.
  • Der Park, in dem Blumen und Pflanzen gezeigt werden, heißt Wilhelminen-Aue - in Anlehnung an die Markgräfin, der die Stadt viel verdankt.
  • Das Areal soll die Eremitage und die Innenstadt verbinden. Damit veranstaltet Bayreuth die bisher größte Landesgartenschau Bayerns.

Von Katja Auer, Bayreuth

Eigentlich hätte Wilhelmine ja Königin von England werden sollen, wäre es nach ihrer Mutter gegangen. Weil es aber kompliziert war mit der Heiratspolitik bei Hofe, bekam die preußische Prinzessin statt des englischen Thronfolgers den Erbprinzen von Bayreuth zum Mann. Bedauern muss man die Königstochter deswegen nicht, sie entwickelte trotz der arrangierten Hochzeit ein recht inniges Verhältnis zu ihrem Ehemann.

Und sogar zu ihrer neuen Heimat, die ihr anfangs gar nicht gefallen hat. Sie prägte die Stadt und tut es bis heute. Am 22. April wird die Landesgartenschau mit dem klangvollen Titel "Musik für die Augen" eröffnet. Den dafür angelegten Park haben die Macher Wilhelminen-Aue genannt, er soll das Werk ergänzen, das die Markgräfin begonnen hat.

Denn Wilhelmine musste sich Bayreuth erst gestalten, kam der etwas angestaubte Hof der jungen Dame aus der Großstadt doch arg provinziell vor. Zumindest klingt es in ihren Memoiren nicht so, als habe sie sich in ihren Gemächern sehr wohl gefühlt: "Das Nebenkabinett war mit schmutzigem Brokat ausgeschlagen; dann kam ein zweites, dessen durchstochene grüne Damastmöbel von prächtiger Wirkung waren; ich sage durchstochen, denn sie waren zerfetzt, die Leinwand kam überall zum Vorschein." Nicht viel besser war es um den Rest bestellt.

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Und erst das Essen, Wilhelmine wäre wohl entsprechend erstaunt darüber, dass sich Oberfranken heute als Genussregion vermarktet und die deftige Küche sich größter Beliebtheit erfreut. Nicht so bei der jungen Markgräfin, als sie 1732 in Bayreuth ankam. "Ich war von diesem Hofe sehr wenig erbaut, und noch weniger von der schlechten Kost, die wir an diesem Abend vorfanden; es gab ganz verteufelte Ragouts, mit saurem Wein, dicken Rosinen und Zwiebeln zubereitet. Zu Ende der Mahlzeit wurde mir übel, und ich war genötigt, mich zurückzuziehen."

Richard Wagner wäre ohne sie wohl nie nach Bayreuth gekommen

Wilhelmine beschränkte sich aber nicht auf ein paar Beschwerden, sie machte sich daran, ihre Lage tatkräftig zu verbessern. Ein Umstand, dem Bayreuth viel verdankt, mehr noch wahrscheinlich als jenem Komponisten, mit dessen Namen die Stadt eng verbunden ist. Richard Wagner wäre wohl nie nach Bayreuth gekommen, 150 Jahre nach Wilhelmine, hätte die nicht das wunderbare Opernhaus erbauen lassen, in dem Wagner seinen Ring aufführen wollte. Gut, daraus wurde nichts, er bekam seine eigene Bühne am Grünen Hügel und machte Bayreuth zur Wagner-Stadt.

Wilhelmines Stadt ist sie trotzdem geblieben. Sie machte aus dem anfangs ungeliebten Fürstentum eine Residenzstadt von europäischem Rang. Der Glanz strahlt noch nach, wenn auch etwas verblasst.

Sie ließ eben jenes Markgräfliche Opernhaus erbauen, das heute zum Weltkulturerbe zählt, auch wenn die Besucher derzeit wenig davon haben, weil es gerade saniert wird. Wilhelmine und ihr Mann gaben das Neue Schloss in Auftrag, und vor allem legte die Markgräfin einen Garten nach dem anderen an. Der Felsengarten Sanspareil gehört dazu, der Hofgarten und die barocke Parkanlage der Eremitage. Die bekam Wilhelmine zu ihrem 35. Geburtstag geschenkt und gestaltete sie kunstvoll aus.

Bayreuth veranstaltet die bisher größte Landesgartenschau Bayerns

Die neue Wilhelminen-Aue soll nun die Eremitage und die Innenstadt verbinden, von einem Park zum anderen lässt es sich so lustwandeln. Allerdings ist es da mit einem kleinen Spaziergang nicht getan, immerhin ist die neue Anlage 45 Hektar groß, also ungefähr 60 Fußballfelder. Damit veranstaltet Bayreuth die bisher größte Landesgartenschau Bayerns. Die in Bamberg beispielsweise war nicht einmal halb so groß. Viel Raum nimmt der renaturierte Rote Main ein, der das Gelände durchfließt. Die Uferlandschaft ist naturbelassen und soll bei Hochwasser auch als Rückhaltebecken dienen. Ein See liegt im Zentrum des Parks, auf der Seebühne sollen zahlreiche Veranstaltungen stattfinden.

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Die Bayreuther Landesgartenschau ist keine durchkomponierte Gartenanlage, weil eben soviel Landschaft zum Gelände gehört. Eingefasst ist der naturnahe innere Teil von einer Promenade, an der mehrere Landschaftskabinette liegen. Terrassen könnte man auch sagen, aber dann klingt es nicht mehr so nach Wilhelmine.

Beachvolleyballplatz und Kletterlandschaft

Ein Kulturkabinett gehört dazu, zu dem die Seebühne zählt, ein Gourmet-Kabinett mit dem Verpflegungszelt und ein Sportkabinett. Überhaupt soll der Park - jetzt schon und vor allem nach der Landesgartenschau - den Aktiven gehören. Laufen und spazieren gehen lässt es sich weit in der Wilhelminen-Aue, es gibt einen Beachvolleyball-Platz und mehrere Spielplätze. Eine Kletterlandschaft wurde aufgebaut, "weltweit einmalig" nennt sie Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Das gelbe Netz aus dicken Seilen könnte die Kinder für die langen Wege entschädigen.

Für die Bayreuther Schau wurde keine Industriebrache umgewandelt, wie das in den vergangenen Jahren öfter der Fall war. Wo nun die Wilhelminen-Aue liegt, waren vorher Wiesen und Äcker. Nach der Landesgartenschau soll der neue Park den Bayreuthern bleiben. Das hätte Wilhelmine vermutlich gefallen, auch wenn er für ihren Geschmack wohl etwas barocker hätte ausfallen können.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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