CSU: Marcel Huber:Kontrabass, Feuerwehr und Tuntenhausen

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Marcel Huber wird neuer Leiter der Staatskanzlei - und er scheint dem Bilderbuch konservativer Politiker zu entspringen.

Katja Auer

Richtig heiß ist Marcel Huber auf seine neue Aufgabe, das hat er gesagt am Mittwoch. Die Freude über seine Berufung zum Leiter der Staatskanzlei stand Huber ins Gesicht geschrieben. Für den 53-jährigen Tierarzt geht mit seinem Aufstieg zum Minister ein Intermezzo im Kultusministerium zu Ende, das von Anfang an nicht unter dem glücklichsten Stern stand.

Marcel Huber: Der 53-Jährige wird neuer Leiter der Staatskanzlei. (Foto: dpa)

Eigentlich hätte Huber Agrarminister werden sollen vor zwei Jahren, eine Nacht lang stand die Entscheidung von Horst Seehofer schon. Aber der Regionalproporz stimmte nicht, und der ist wichtig in der CSU. Die Niederbayern wären zu kurz gekommen, und so machte Seehofer Helmut Brunner zum Landwirtschaftsminister. Huber wollte er trotzdem im Ministerrat halten: Er wurde Kultusstaatssekretär.

Huber hat in der Politik schnell Karriere gemacht. Dabei fing er recht spät damit an und hatte keine Vorkenntnisse. Huber ist Tierarzt, er arbeitete lange beim Tiergesundheitsdienst Bayern. 2001 trat er der CSU bei, 2003 zog er in den Landtag ein, 2007 machte ihn der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein zum Umweltstaatssekretär.

Bei der Landtagswahl 2008, als die CSU desaströs abstürzte und die absolute Mehrheit verlor, holte Huber daheim in Mühldorf dennoch ein glänzendes Ergebnis. Mit 54,1 Prozent der Stimmen fuhr er bayernweit das beste Resultat ein.

Der Vater dreier Kinder hat sich in der Fraktion schnell Ansehen erworben. Er verschaffte der CSU ein differenziertes Meinungsbild zur Grünen Gentechnik und wurde schnell zum Fachmann für Umweltfragen. Huber ist umgänglich und bodenständig, er selbst nennt sich außerdem konservativ.

Das zeigt sich auch darin, dass Huber dem katholischen Männerverein Tuntenhausen vorsteht, einem Hort der Traditionspflege und Heimatliebe, der manchem allerdings ein bisschen verstaubt vorkommt. Huber ist fest verwurzelt in seiner Heimat, er stammt aus Ampfing, wo er bis vor zwei Jahren noch Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr war. Das Amt musste er allerdings aus Zeitgründen abgeben. Dann spielt er auch noch Kontrabass und Basstuba in der Blaskapelle und betreut die Ampfinger Kirchenkrippe.

Als neuer Staatskanzleichef soll er Seehofer die "größtmögliche Entlastung" bringen, so hatte der die Stelle beschrieben. Fraktionschef Georg Schmid nannte Huber "überaus geeignet für die neue Aufgabe", weil er mitten aus der Fraktion komme und bei den Abgeordneten überaus beliebt sei.

Einen Doktortitel hat Huber noch dazu, den erwarb er sich 1983 mit "Untersuchungen über Klauenparameter an Jungbullen in den bayerischen Eigenleistungsprüfanstalten".

© SZ vom 03.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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