Logistik:Wenn Obama an die Tanke fährt

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Der Transport der Staatsgäste fordert die Polizei und verwirrt die Anwohner - aber ein Verkehrschaos bleibt aus

Von Susi Wimmer, München

Und dann war er endlich da. "Jetzt kommt der Obama vorbei", verkündet ein Polizist am Sonntag um 7.30 Uhr. Und die Tankstellenpächterin an der Garmischer Straße schaut aus dem Fenster: "Ein Haufen schwarze Autos raste vorbei und ein riesiger schwarzer, kastenförmiger Wagen, die sind bestimmt 100 gefahren", sagt sie. Der US-Präsident nimmt also nicht einen seiner Hubschrauber, fährt noch nicht einmal durch den neuen Tunnel am Luise-Kiesselbach-Platz, sondern braust einfach so über den Mittleren Ring in Richtung Elmau?

Nicht ganz. Natürlich flog Barack Obama mit dem Helikopter nach Elmau, durch die Garmischer Straße preschte nur sein Begleitkonvoi. Aber selbst wenn er zum Schokoriegel-Kaufen an die Tankstelle hätte fahren wollen, hätte die Polizei das wohl im Griff gehabt. "Bis auf Schiffe hat die Polizei eigentlich alles im Einsatz, was sie zu bieten hat", sagt ein Beamter. Tatsächlich waren am Wochenende Mann und Maus im Einsatz, um allen Eventualitäten gerecht zu werden: 130 Autos ließ die Polizei abschleppen, um die Fahrstrecke der Staatsgäste frei zu halten. Am Straßenrand warteten Beamte des Unfallkommandos, um mögliche Unfälle sofort zu beseitigen und die Strecke zu räumen. Im neu gebauten Luise-Kiesselbach-Tunnel etwa standen Einsatzkräfte parat, ebenso an den möglichen Fahrtrouten Beobachter, Pferde, Hunde, Hubschrauber, Spezialeinheiten. Vor Wochen waren Kanaldeckel zugeschweißt, die Straßen auf mögliche Bombenverstecke abgesucht worden. "Aber die Protokoll-Lage ändert sich ohnehin stündlich", sagt einer der führenden Polizisten.

So brauste lediglich "The Beast", Obamas riesiger Titan-Cadillac, über den Mittleren Ring. Ohne den Chef. Obama saß zu diesem Zeitpunkt in einem seiner Helikopter, die lange vor seiner Ankunft nach München geflogen worden waren und die seitdem vom Secret Service bewacht wurden. Mehrere baugleiche Personenhubschrauber, um offen zu lassen, in welchem der Präsident letztendlich sitzt. Die anderen sechs Staatsoberhäupter nutzten die Dienste der Bundespolizei: Pro Präsident und engsten Mitarbeitern standen zwei Super-Pumas zur Verfügung. "Unsere Piloten haben im Flugsimulator und kurz vor dem Einsatz auch im realen Flug die Strecke bei jeder Wetterbedingung durchgeübt", sagt Fiona Roloff von der Fliegergruppe der Bundespolizei. Obamas Helikopter machten einen großen Bogen um München und weckten stattdessen die Menschen im Landkreis Erding und Ebersberg auf. Sie knatterten über Pliening, den Ebersberger Forst und den Landkreis Miesbach, ehe sie nach Westen Richtung Elmau flogen.

Weitaus glimpflicher als erwartet ging das ganze Spektakel für die Autofahrer in Südbayern ab. Die befürchteten Staus blieben komplett aus, die Verkehrspolizei registrierte noch nicht einmal nennenswerten Rückreiseverkehr aus den Pfingstferien. Am Montag sind Behinderungen aber wahrscheinlich. Vormittags werden viele Staats- und Regierungschef aus Entwicklungsländern, die nach Elmau eingeladen sind, mit dem Auto ins Werdenfelser Land gebracht. Während die G-7-Staatschefs nachmittags wieder via Hubschrauber zum Flughafen gelangen, werden etliche Delegationsmitglieder von Elmau über Münchens Straßen ins Erdinger Moos eskortiert. Je nach "Schutzbedürftigkeit" des Staatsgastes werden Straßen komplett gesperrt - auch mitten im Berufsverkehr.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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