Landshut:Mit der neuen Chefärztin soll alles besser werden

Lesezeit: 2 min

Tanja Hochegger, 45, wechselt von Neuburg a. d. Donau nach Landshut, wo sie Chefin der dortigen Kinder- und Jugendpsychiatrie wird. (Foto: Bezirk, Niederbayern/Lang)

Die neue Chefärztin, Tanja Hochegger, will die Kinder- und Jugendpsychiatrie weiter reformieren.

Von Dietrich Mittler, München

Es gibt Wochen, da wäre es gut, wenn man sich kurzzeitig klonen könnte, um allen Aufgaben gerecht zu werden. Für Tanja Hochegger geht gerade so eine Woche zu Ende. Am Dienstag erst hat sie sich der Öffentlichkeit als neue Chefin der Landshuter Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) präsentiert - ein Haus, das 2019 massiver Kritik ausgesetzt war. Unter Hocheggers Leitung soll wieder Ruhe einkehren. "Das sind große Schuhe, die da auf mich warten", sagt sie. Inwiefern? Nun, da komme am 1. Juli eine neue Chefärztin ins Haus, und von der werde erwartet, "dass sie alles richten wird".

Bis dahin aber ist die 45-Jährige noch in Neuburg an der Donau als Oberärztin und stellvertretende Leiterin der dortigen Kinder- und Jugendpsychiatrie stark gefordert. Die letzten Wochen am alten Arbeitsplatz hätte sich Hochegger anders vorgestellt, doch die Corona-Krise hat auch den Alltag der KJF-Klinik Sankt Elisabeth verändert. Die Maskenpflicht mache den Kontakt zu psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen nicht leichter, betont sie.

Doch während Hochegger das sagt, ist sie mit den Gedanken auch schon wieder in Landshut. Ihr Vorgänger Dietmar Eglinsky war im Juli vergangenen Jahres im Unfrieden geschieden, nachdem seine Vorwürfe an der bisherigen Praxis in der KJP Landshut an die Öffentlichkeit gedrungen waren: Dort würden die jungen Patienten häufiger als notwendig ans Bett fixiert. Und mit einem sogenannten Stufenplan sei ein System an Sanktionen etabliert worden, das mit den modernen Standards der Kinder- und Jugendpsychiatrie aber auch gar nichts gemein habe.

So geriet die KJP Landshut in die Schlagzeilen. Mit Romuald Brunner, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Regensburg, wurde ein externer Berater gefunden, der die tatsächliche Situation in der KJP beurteilen sollte. Brunner kam zu dem Schluss, es bestehe "erheblicher Nachbesserungsbedarf". Auch im Bezirkstag wuchs der Druck, Reformen einzuleiten.

Diese wurden bereits angegangen, wie Hermann Spießl, der Ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses Landshut - zu diesem gehört auch die KJP - am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Bezirksklinikum Mainkofen klarstellte. Die Zahl der Fixierungen sei in der Landshuter Kinder- und Jugendpsychiatrie massiv gesunken. Verglichen mit den Jahren 2017 und 2018 um 75 Prozent, wie Spießl hervorhob. Nun, nach dem Skandal, gebe es jetzt auf der geschlossenen Station "sehr viele personalintensive Eins-zu-Eins-Betreuungen der Patienten". Heißt: "Eine Pflegekraft ist zuständig für einen Patienten." Hinzu komme die Betreuung in Kleingruppen - auch sehr personalintensiv. Das schafft indes neue Probleme: "Die Station ist nun besser besetzt, als es die Krankenkassen bezahlen. Die für uns verbindliche Personalverordnung deckt leider nicht den Bedarf, den wir für unsere Klientel bräuchten."

Klar ist damit für Tanja Hochegger, dass sie - was den Reformkurs betrifft - in Landshut nicht bei null anfangen muss. Klar ist aber auch, dass es bald an ihr liegt, den Betrieb der KJP so zu gestalten, dass die Reformen konstruktiv weiterlaufen. Und das möglichst auch mit einem weniger hohen Personalaufwand als derzeit. So die Botschaft aus Mainkofen. Am Telefon fügte Spießl am Donnerstag hinzu: "Wichtig ist, dass sie wieder eine gute Arbeitsatmosphäre herstellt, den eingeschlagenen Weg fortsetzt und die Klinik weiterentwickelt." Tanja Hochegger macht sich unterdessen in Neuburg an der Donau auf den Weg zu zwei neuen Patienten. Sie freue sich auf die Aufgabe in Landshut, sagt sie. "Da arbeiten viele gute Leute, die ihr Bestes geben."

© SZ vom 15.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: