Landesjägertag:Vockes Abschied

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Jägerchef kündigt Rückzug an

Von Christian Sebald, München

Der Landesjägertag an diesem Freitag und Samstag in Passau soll eine besonders festliche Veranstaltung werden. Schließlich feiert der Bayerische Jagdverband (BJV) in diesem Jahr sein 70. Jubiläum. Also haben BJV-Präsident Jürgen Vocke und seine Mitarbeiter nicht nur allerlei Fachforen zu Themen wie "Herausforderungen rund um Luchs und Wolf", "Die Jagd im gesellschaftlichen Wandel" oder "Kunst und Natur" angesetzt. Sondern schon am Freitagabend lädt der BJV erst in den Passauer Dom zur Landeshubertusmesse und danach auf die Veste Oberhaus zum Jägerabend ein. Auch nach dem eigentlichen Landesjägertag am Samstagnachmittag wird gefeiert - auf einem Festabend in der Passauer Universität.

Doch nun trüben schlechte Nachrichten die Stimmung. Es geht um die Finanzen des BJV. Anders als üblich werden den Jägern auf ihrer Landesversammlung höchstwahrscheinlich weder die Bilanz des Vorjahres noch der Haushalt des laufenden Jahres vorliegen. Der Grund: BJV-Schatzmeisterin Mechtild Michaela Maurer wollte die Zahlenwerke erst einem "neutralen Berater" vorlegen, wie sie sagt. Erst danach will sie beide dem BJV-Präsidium übergeben.

Natürlich schießen deshalb allerlei Spekulationen ins Kraut. Einige wollen wissen, dass der Verband Anfang des Jahres knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt sei. Andere sagen, der Jägerpräsident Vocke und die anderen Präsidiumsmitglieder gönnten sich völlig überhöhte Aufwandsentschädigungen. Und wieder andere stoßen sich an Vockes protzigen Neujahrsempfängen mit zuletzt bis zu 1400 Gästen. All diese Klagen sind nicht neu. Über die Jahre hinweg kochen sie immer mal wieder hoch. Vor 14 Jahren etwa war der Ärger über Vocke schon einmal so groß, dass der um sein Amt fürchten musste. In seiner Not gestand Vocke, der damals noch CSU-Landtagsabgeordneter war, einige kleinere Fehler ein und gab sich reumütig. So rettete er sich und sein Amt.

Diese Zeiten dürften nun vorbei sein. Der Jurist und frühere Finanzrichter Vocke, der seit 25 Jahren an der Spitze des BJV steht und demnächst 76. Geburtstag feiert, wirkt immer öfter wie aus der Zeit gefallen. Vergangenes Jahr auf dem Landesjägertag in Veitshöchheim verlieh er seiner Freude über die damals neue Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) auf rechte Altherrenmanier Ausdruck: Als die Ministerin vor der Halle aus ihrer Limousine stieg, tätschelte Vocke sie am Kopf. Später fasste er ihr ans Kinn, als habe er seine Enkelin vor sich. Und in seiner Rede äußerte er so penetrant seine Begeisterung über "unsere junge, hübsche Ministerin", dass sich mancher im Saal fremdschämte.

"Vocke sollte jetzt zusehen, dass er noch einen halbwegs würdigen Abschied von der Verbandsspitze hinkriegt", sagt ein Insider. Ein anderer, ebenfalls langjähriger Beobachter spricht von einer "gewissen Unruhe im Verband, die schon seit Längerem anwächst". Auch Vocke selbst scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. 2020 werde er das Amt des Jägerpräsidenten abgeben, kündigte er diese Woche an. Er habe das "bislang nur nicht so publik machen wollen", sagte er. "Denn ab dem Zeitpunkt, an dem du das sagst, giltst du als lahme Ente."

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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