Kultur:Münchner Volkstheater beginnt mit „Die Zofen“ neue Spielzeit

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Eine Szene aus der neuen Inszenierung des Stücks „Die Zofen“ am Münchner Volkstheater mit den Schauspielern Lukas Darnstädt und Jakob Immervoll (liegend). (Foto: Sebastian Arlt/Münchner Volkstheater/dpa)

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München (dpa) - Abhängigkeit, Macht - und die Ohnmacht, dagegen aufzubegehren: Das Münchner Volkstheater ist mit einer Neuinszenierung von Jean Genets „Die Zofen“ in die neue Spielzeit gestartet. Die Premiere der Inszenierung von Lucia Bihler wurde am Freitagabend vom Publikum bejubelt.

Die Regisseurin erzählt die Geschichte der beiden Dienstmädchen Solange (Lukas Darnstädt), Claire (Jakob Immervoll spielte trotz verletzter Hand) und ihrer „gnädigen Frau“ (Silas Breiding) als bedrückendes Kammerspiel und fieberhaften Wechsel von gnadenloser Macht und Auslieferung, Spiel und Realität.

Dabei überfrachtet Bihler die dramatische und letztendlich tödliche Dreier-Konstellation nicht mit übergeordneten Deutungsversuchen oder politischen Bezügen, sondern gibt den komplizierten psychologischen Verstrickungen viel Raum - und damit auch der Schauspielkunst der drei Darsteller.

Eindrücklich zeigen sie eine Situation, die weniger aufgrund der äußeren Umstände als vielmehr wegen der psychischen Verfassung der Protagonisten ausweglos scheint.

Solange und Claire fantasieren hemmungslos vom Mord an der gestrengen Herrin, die willkürlich Zuneigung oder Erniedrigungen verteilt, und können ihn in der Realität dann doch nicht umsetzen, weil sie bei allem Hass und Wunsch nach Freiheit viel zu sehr gieren nach ihrer Aufmerksamkeit und Liebe - und auch nach Sicherheit.

Unterstützt wird das Ganze von einer eigenwilligen, (alp)traumhaften Ästhetik und einem bemerkenswerten Bühnenbild (Jessica Rockstroh), in dessen Zentrum sich ein silberfarbenes Kinderkarussell unaufhaltsam einem dennoch tödlichen Ende entgegen dreht.

Nach den „Zofen“ sollte schon am Sonntag (1. Oktober) mit „Das große Heft“ in einer Inszenierung von Ran Chai Bar-zvi die zweite Premiere der Spielzeit folgen. Am 27. Oktober dann inszeniert der Chef selbst: Intendant Christian Stückl bringt William Shakespeares „Was ihr wollt“ auf die Bühne.

Stückl, nach eigenen Angaben relativ frisch aus dem Indien-Urlaub zurückgekehrt, hatte sein Publikum am Freitag begrüßt und auf den Saisonstart eingestimmt. Erst im Juli war bekannt geworden, dass der 61-Jährige, der auch Leiter der Oberammergauer Passionsspiele ist, dem Volkstheater noch eine Weile erhalten bleibt. Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag einstimmig bis 2030. Stückl ist bereits seit 21 Jahren im Amt.

© dpa-infocom, dpa:230930-99-389618/3

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