Kultur:"Kleinere Salzburger Festspiele"

Lesezeit: 2 min

Thomas E. Bauer hat als neuer Intendant der Europäischen Wochen Passau große Pläne

Von Sabine Reithmaier, Passau

Eigentlich sind die Europäischen Wochen Passau (EW) ein eher behäbiges Sommerfestival. 72 Veranstaltungen an mehr als 30 Spielstätten waren es heuer, für jeden Geschmack fand sich etwas, allerdings nur wenig Überraschendes. Dafür geriet die Personalpolitik in diesem Jahr abwechslungsreich: Intendant Peter Baumgardt verschwand Mitte August nach einer dürren Pressemitteilung von der Bildfläche, sechs Wochen später wird an diesem Donnerstag sein Nachfolger präsentiert: Thomas E. Bauer, der Mann mit den vielen Berufen: Sänger, Gründer des Festivals Kulturwald, Initiator und Geschäftsführer des Konzerthauses in Blaibach.

Die Verblüffung war groß, als unmittelbar vor dem letzten Festspiel-Wochenende im August Baumgardt, seit 2012 Intendant der EW, und der Vorstand des Trägervereins verkündeten, man werde künftig getrennte Wege gehen und habe sich einvernehmlich auf die Vertragsauflösung geeinigt. Da der Intendant bereits am Programm für 2017 gefeilt hatte und noch unmittelbar vor dem Festival in einem Gespräch davon schwärmte, wie sehr er in Passau angekommen sei, mutete der Schritt etwas plötzlich an. Aber Gründe wollte keiner nennen.

Nach einem hurtig durchgezogenen Bewerbungsverfahren wird jetzt am Donnerstagabend Bauer als neuer Chef vorgestellt. Natürlich nur wenn die offizielle Kür am Nachmittag so abläuft wie geplant - der Vorstand erläutert seine Entscheidung dem Beirat, stimmt ab und informiert anschließend die Mitglieder. Aber anscheinend rechnen alle Beteiligten nicht mehr mit größerem Widerstand, sonst hätte man den Empfang nicht angekündigt. Das sei jetzt schon "relativ zackig" abgelaufen, räumt Rosemarie Weber, die Vorsitzende des Trägervereins, ein. Aber Bauer habe von allen Kandidaten die beste Bewerbung abgeliefert. Für ihn spreche, dass er schon seit vielen Jahren sein Interesse an den EW bekunde - "er hat einfach Biss" -, bestens vernetzt sei, in der Region präsent und auch von den Sponsoren geschätzt werde. "Wir sind davon überzeugt, er ist eine große Chance für die Festspiele", sagt Weber. "Wir wären dumm, wenn wir da nicht zugreifen würden."

Das Tempo verblüfft sogar Bauer. "Dass das Angebot heuer schon kommt, damit habe ich nicht gerechnet", sagt er. Der in Metten geborene Sänger hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass es zwischen ihm und Passau bereits Kontakte gegeben hatte. Aber die pflegte er auch zu anderen Festivals. Seine Idee sei eben gut angekommen, sagt er. "Ich will aus den Europäischen Wochen die feinen, kleineren, intimeren Salzburger Festspiele machen." Das könne in einer so schönen Stadt nicht so schwer sein.

Sollte am Donnerstag alles klappen, fängt er am Freitag zu arbeiten an. "Ich habe keine Zeit zu verlieren." Spätestens am Neujahrstag will er das Programm 2017 fertig haben. Sein Vorgänger dagegen will sich nicht mehr äußern. Passau sei für ihn abgeschlossen, lässt Baumgardt mitteilen. Er bereite sich lieber auf zukünftige Projekte vor.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: