Kulmbach:"Weil er einfach der Beste ist"

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Wieder daheim. Die Kulmbacher feiern ihren Karl-Theodor. (Foto: Matthias Merz/dpa)

In seiner Heimat Oberfranken wird CSU-Wahlkämpfer Karl-Theodor zu Guttenberg als kommender Erlöser gefeiert

Von Roman Deininger und Wolfgang Wittl, Kulmbach

So viel Zeit muss sein: Um 15.30 Uhr betritt Petra Beyerlein die Kulmbacher Stadthalle - ganze vier Stunden, ehe Karl-Theodor zu Guttenberg überhaupt sein erstes Wort gesprochen haben wird. Seit 20 Jahren ist Beyerlein Mitglied in der CSU, Guttenbergs ersten Wahlkampfauftritt nach seinem politischen Exil will sie auf keinen Fall versäumen. Der Lohn fürs stundenlange Warten: Sitzplatz, erste Reihe auf der Empore, und damit freier Blick auf die Bühne und Hunderte Menschen, die sich unten im Stehen zusammendrängen. Beyerlein sagt aber auch: "Wir waren nicht als Erste hier."

Vor sechseinhalb Jahren hat Guttenberg, 45, wegen einer abgeschriebenen Doktorarbeit von seinen politischen Ämtern Abschied genommen. Welcher Ort wäre also besser geeignet als seine Heimat, um zurückzukehren? Der Einzug am Mittwochabend gerät zum Triumphmarsch. Es dauert Minuten, bis ihn der Tross aus Kamerateams und Sicherheitsleuten durch den Saal schiebt. Hinterher braucht er eine gefühlte Ewigkeit, bis er in seinen VW-Bus steigen kann - überall warten alte Bekannte. "Weißt noch?", ruft einer. "Du auch hier?", ruft Guttenberg zurück. Er taucht ein in die Menge, lässt sich anfassen und fasst an. Sogar mit einem Schild lässt er sich fotografieren, auf dem steht: "KT, sagen Sie den USA ade." Er lächelt dabei nicht, aber er hält es bereitwillig in die Kameras.

Es ist offenbar eine Botschaft, mit der er sich identifizieren kann. Der Ort ist geschickt gewählt. Von diesem Publikum hat Guttenberg nichts zu befürchten, außer zu viel Euphorie. "Ein charismatischer Mensch" sei Guttenberg, immer gewesen und immer noch, sagt Petra Beyerlein: Klar müsse er wieder in die Politik. "Warum nicht? Bund oder Land, das ist egal." Hauptsache da. So sieht das auch CSU-Nichtmitglied Heinz Misch. "Er war doch gut. Freilich soll er zurück." Viele hier teilen mit Isabella Peschel die Ansicht, dass er niemals hätte gehen dürfen. Peschel ist eine Nachbarin der Guttenbergs und daher vermutlich nicht ganz unvoreingenommen, dafür argumentiert sie mit unschlagbarer Klarheit. "Lieber heute als morgen" wolle sie Guttenberg wieder in der Politik sehen. Warum? "Weil er einfach der Beste ist." Wie geht's weiter? "Er wird der nächste Bundeskanzler." Wie muss er sich dann verhalten? "So wie er ist." Und der Söder? "Die würden sich schon zusammenraufen." Na dann.

Guttenberg spricht viel von daheim, von der Luft, die eine andere sei als in den USA, wo er sich etwas aufgebaut habe und wo er sich wohl fühle, aber: "Meine Heimat ist, war und wird immer Oberfranken bleiben." Die vielleicht bald wieder fabelhaften Guttenbergs kommen aus der gleichen Gegend wie die Menschen im Publikum, aber sie leben eigentlich in einer anderen Welt. Die Leute sind dankbar für jede Geste der Heimatverbundenheit: Applaus brandet auf, als Stephanie zu Guttenberg ihrem Mann ein Bier aus der örtlichen Brauerei auf die Bühne reicht.

Man tritt dem Publikum nicht zu nahe, wenn man ihm nicht die außenpolitische Versiertheit Guttenbergs bescheinigt. Und doch folgt es ihm überall hin: von der Türkei nach Nordkorea, von der Ukraine nach Venezuela, auch wegen kleiner Witze, die jeder versteht. "Selbst Walt Disney hätte es nicht für möglich gehalten, dass die USA eines Tages von Micky (Vizepräsident Pence) und Donald regiert werden", sagt Guttenberg. Das reicht meistens.

Seine Fans sind überzeugt: Für Guttenberg bedeutet dieser Abend den Anfang für mehr. Andreas Spreng dagegen wähnt sein Ziel fast in Reichweite. "Nötig hat er's nicht", aber eine Rückkehr Guttenbergs fände er "schon super". Seit Jahren trägt Spreng, 81, am Politischen Aschermittwoch ein Schild umher. "Angela und KT - die Spitze an der Spree", stand zuletzt darauf. Jetzt hat er es übermalt: "KT für Bayern und Berlin." Von Horst Seehofer hat er sich noch extra die Erlaubnis geholt. Früher warb Spreng für Seehofer, doch aus dem ist inzwischen etwas geworden. Daher sei jetzt Guttenberg an der Reihe.

© SZ vom 01.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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