Auch um seine Tiraden nicht mehr anhören zu müssen, animierten Hitlers Haftgenossen in der Festung Landsberg ihn dazu, ein Buch zu verfassen. 1925 erschien der erste Band.
Seit dem Zweiten Weltkrieg macht "Mein Kampf" dem bayerischen Staat, dem die Alliierten die Rechte übertrugen, Verdruss: Mit wenig Erfolg hat man versucht, Neuauflagen des Buches im Ausland zu verhindern. Ende 2015 - siebzig Jahre nach Hitlers Tod - erlöschen die Urheberrechte, dann darf auch in Deutschland jedermann "Mein Kampf" publizieren.
Das Münchner Institut für Zeitgeschichte (IfZ) bemüht sich seit langem um die Erlaubnis, eine wissenschaftlich-kritische Edition des Buches herauszugeben. Das zuständige Finanzministerium hat zwar nichts dagegen einzuwenden, will aber bisher die Genehmigung für eine Publikation vor Ablauf der Urheberrechtsfrist nicht erteilen.
Udo Wengst, der stellvertretende Direktor des IfZ, hält das für kurzsichtig und das Finanzministerium für "störrisch": Je früher es eine kritische Edition gebe, die den Lesern Argumente gegen eine neonazistische Verklärung des Textes an die Hand gebe, umso besser sei es, sagt Wengst.
Jetzt hat das IfZ die Edition in Auftrag gegeben. Zwei Wissenschaftler wurden mit der Arbeit betraut: Edith Raim vom IfZ, derzeit Mitarbeiterin des Projekts "Die Verfolgung von NS-Verbrechen durch deutsche Justizbehörden seit 1945", und der Gymnasiallehrer Othmar Plöckinger, ein ausgewiesener Kenner der Materie: 2006 publizierte Plöckinger "Geschichte eines Buches. Adolf Hitlers 'Mein Kampf'".
Im IfZ hält man es für möglich, dass die Edition schon vor 2015 vorliegen könne. In dem Fall, so hofft man, werde das Finanzministerium seine Haltung nochmals überdenken. Wenn es nach Wengst ginge, würde die Edition von "Mein Kampf" ins Internet gestellt werden, sodass ein jeder sich kostenlos informieren kann.