Krippen-Report:Bayern weit hinten bei Kinderbetreuung

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Trotz jahrelanger Zuschüsse durch die Staatsregierung für den Krippenausbau liegt Bayern bei der Betreuung von Kleinkindern unter drei Jahren nach wie vor auf einem hinteren Platz. Im vergangenen Jahr wurden 27,1 Prozent der Kleinen betreut, das war Rang 13 unter den 16 Bundesländern. So steht es in einer neuen Publikation der Statistischen Ämter von Bund und Ländern. Nur in den hoch verschuldeten Ländern Bremen, Nordrhein-Westfalen und Saarland wurden prozentual noch weniger Kleinkinder in einer Krippe oder von einer Tagesmutter betreut. SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher fordert deswegen mehr Anstrengungen der Staatsregierung beim Krippenausbau und eine Qualitätsoffensive. Von den zehn Städten und Landkreisen mit der bundesweit niedrigsten Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren lag die Hälfte in Bayern: Kelheim, Kaufbeuren, Traunstein, Ostallgäu und Berchtesgadener Land - der oberbayerische Landkreis war mit einer Betreuungsquote von 13,9 Prozent bundesweites Schlusslicht. Spitzenreiter ist die Stadt Coburg, wo im vergangenen Jahr 44,2 Prozent der Kinder unter drei Jahren betreut wurden.

Für die Zahlen gibt es zwei mögliche Erklärungen: Der Bedarf könnte gedeckt sein - oder es fehlen nach wie vor Krippenplätze. Das Deutsche Jugendinstitut hat den Bedarf in Bayern nach Angaben von Markus Rinderspacher auf 41 Prozent geschätzt. "Wir sind in Bayern noch bei weitem nicht am Ziel angekommen", sagte Rinderspacher. Familienministerin Emilia Müller betonte dagegen, die Bedarfsdeckung sei nahezu erreicht. "Nur München und Nürnberg hängen noch hinterher", erklärte die CSU-Politikerin. In den vergangenen Jahren habe der Freistaat rund 1,4 Milliarden Euro in den Krippenausbau investiert "Das ist mehr als jedes andere Land."

Auch der Anstieg der Betreuungsquote für Kleinkinder in Bayern hat sich offenbar verlangsamt. Im Jahr 2014 stieg die Zahl der in einer Krippe oder von einer Tagesmutter betreuten Kleinkinder unter drei Jahren lediglich um 2,3 Prozent. Damit schnitt Bayern in dieser Hinsicht bundesweit am schlechtesten ab. Der SPD-Fraktionschef sieht deswegen die Ankündigung der CSU skeptisch, das Betreuungsgeld in Bayern weiter zu bezahlen angesichts der "eklatanten Lücken im frühkindlichen Bildungssystem".

© SZ vom 27.07.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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