Krankenhäuser:Spahns Reformplan sorgt für Ärger

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Von Dietrich Mittler, München

Patientenstau in den Notaufnahmen der Krankenhäuser - dies ist längst auch in den Kliniken des Freistaats Realität. Bayerns niedergelassene Ärzte, vertreten durch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB), hatten seit 2013 verstärkt Bemühungen unternommen, sich dieser Entwicklung durch eine Neuorganisation der ärztlichen Bereitschaftsdienste entgegenzustemmen und die Patientenströme - soweit es sich nicht um akute Notfälle handelt - wieder in Richtung niedergelassene Ärzte umzulenken. Doch nun sieht sich die KVB um die Früchte ihrer kräftezehrenden Reform betrogen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant einen grundlegenden Umbau der Notfallversorgung, der das bisherige KVB-Konstrukt nahezu völlig über den Haufen zu werfen droht.

Entsprechend drastisch fällt die Reaktion von KVB-Chef Wolfgang Krombholz aus: "Es grenzt an Betrug der Ärzteschaft, was sich Minister Spahn und seine Beamten hier ausgedacht haben", erklärte er, "vor 14 Tagen erst sind wir mit unserer Reform fertig geworden, haben neue Bereitschaftsdienstpraxen an den Kliniken eingerichtet - und jetzt das!" Was Krombholz "nicht gerade konstruktiv" nennt, ist Spahns Plan, zentrale Anlaufstellen in den Kliniken zu schaffen, die dann gemeinsam von den Krankenhäusern und den jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigungen betrieben werden sollen.

"Das konterkariert unsere erfolgreiche Neuordnung des Bereitschaftsdienstes", sagen auch die KVB-Vorstandsmitglieder Pedro Schmelz und Claudia Ritter-Rupp. Spahns Konstrukt bedeute vor allem eines: "Es ist davon auszugehen, dass dadurch die Kosten deutlich steigen werden, ohne dass die Versorgung der Patienten sich wesentlich verbessern wird." Krombholz benennt es noch deutlicher: Spahns Ansatz bedeute für die niedergelassenen Ärzte finanziell einen "massiven Mehraufwand".

Die aktuell insgesamt 108 Bereitschaftsdienst-Praxen in Bayern stehen Patienten außerhalb der Praxisöffnungszeiten zur Verfügung - sprich am Abend sowie an Sonn- und Feiertagen. Bereits 2011, unmittelbar nachdem Krombholz neuer KVB-Chef geworden war, wurden erste Überlegung zum nun abgeschlossenen Reformprozess unternommen. Inzwischen, so sagt Krombholz, sei "ein Meilenstein in der ambulanten Versorgung erreicht", den auch Bayerns Krankenhäuser begrüßten. So hieß es etwa aus dem Klinikum Nürnberg: "Wir können uns wieder verstärkt auf unsere Kernaufgabe, die Behandlung schwer kranker Menschen konzentrieren."

Doch bereits jetzt ist klar: Die Krankenhäuser könnten sich - anders als die KVB - durchaus mit Spahns Neuordnung der Notfallversorgung anfreunden. "Zwar beinhaltet die aus unserer Sicht noch einige kritische Punkte, aber im Grunde sehen Spahns Eckpunkte eine bessere Zusammenarbeit von Kliniken und niedergelassenen Ärzten vor", sagte Siegfried Hasenbein, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. Und das halte doch jeder für sinnvoll - "ein gemeinsamer Tresen im Krankenhaus, von dem aus niedergelassene Ärzte und Krankenhausärzte die Patienten steuern". Auch sei geplant, eine zentrale Anlaufstelle vorzuschalten, "durch die Patienten schon zu Hause durch telefonische Beratung in die richtige Versorgung eingesteuert zu werden", wie er sagte.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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