Kommunalwahlen:Posse in Piding

Lesezeit: 1 min

Warum die CSU auf einen Bürgermeisterkandidaten verzichtet

Ein salomonisches Urteil nach biblischem Vorbild wäre es wohl gewesen, die Bürgermeisterkandidatur in der Mitte durchzuschneiden. Wenn dann einer der beiden Rivalen aus Angst um die Partei zurückgezogen hätte, dann hätte sich genau dieser im Namen der CSU um das Amt des Pidinger Bürgermeisters bewerben sollen. Aber das Schiedsgericht der CSU hat in den vergangenen Monaten kein salomonisches Urteil gefällt und auch kein unsalomonisches, sondern gar keins. Der Ortsverband sah sich im Hinblick auf die Kommunalwahlen am 15. März aber allmählich unter Zeitdruck, zumal der CSU-Kreisvorstand im Berchtesgadener Land auch das Zustandekommen der Gemeinderatsliste für irregulär erklärt hatte. Daher haben sich die Christsozialen dort nun auf ein höchstens halbsalomonisches Arrangement geeinigt: Die Pidinger CSU wird im März überhaupt keinen Bürgermeisterkandidaten stellen, dafür kandidieren Amtsinhaber Hannes Holzner und sein Stellvertreter Andreas Argstatter - beide CSU - jeweils auf unabhängigen Listen.

Holzner stand zuletzt unter Kritik von vielen Seiten. So hat der Dritte Bürgermeister, ein Grüner, Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn erhoben. Aktuell ist der Sitzungssaal im Rathaus gesperrt, weil die Gemeinde über viele Jahre hinweg elementare Brandschutzvorkehrungen versäumt hat. Bei der Nominierungsversammlung der CSU im Juli sah sich Holzner unverhofft von Argstatter herausgefordert. Der gewann die Abstimmung klar, doch Holzner focht das Ergebnis an und der CSU-Kreisvorstand um Agrarministerin Michaela Kaniber erklärte die Wahl für ungültig, weil sie ohne geschlossene Urne nicht geheim gewesen sei. Dagegen wiederum zog Argstatter vors Parteischiedsgericht, das ihm zuletzt nur ausrichten ließ, es könne noch dauern. Die Pidinger Christsozialen stellen ihre Liste für den Gemeinderat daher noch einmal neu auf, und zwar wohl ohne Holzner und Argstatter. Die müssen jetzt eigene Wählergruppen gründen und Unterschriften von Unterstützern sammeln. Darüber hinaus haben die Pidinger bisher auch keine große Bürgermeister-Wahl: Alle anderen Gruppen haben noch niemanden nominiert.

© SZ vom 29.11.2019 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: