"Kleinstmaßnahmen":Kritik an Humls Pflegeprogramm

Von Dietrich Mittler, München

Mit einem Aktionsprogramm will Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) mehr Menschen für den Pflegeberuf gewinnen, doch der diese Woche verkündete Vorstoß stößt in der Fachwelt auf scharfe Kritik. "Zaghaft und völlig unzureichend", sagt Marliese Biederbeck, die Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe in Bayern (DBfK). Sie bezweifle stark, "dass die Regierung an einer Lösung der Probleme ernsthaft interessiert ist". Was fehle, sei ein Gesamtkonzept, um den Beruf attraktiver zu machen. Ihre Schlussfolgerung: "Die diese Woche im Kabinett vorgestellten Aktionen sind völlig unzureichend."

Neben einer Image-Kampagne zur Nachwuchs-Gewinnung in der Pflege, die sich im kommenden Jahr an die derzeit laufende Kampagne des Bundes anschließen soll, will die Staatsregierung im Internet eine Plattform zur Verfügung stellen, um mögliche Ausbildungspartner in der Pflege zusammenzubringen. Zudem kündigte Pflegeministerin Huml an, mit 54 000 Euro im oberbayerischen Dachau ein Projekt zu fördern, das Menschen in Sozial- und Gesundheitsberufen Wohnraum zu angemessenen Preisen vermittelt. Aus Sicht des DBfK ist aber eine noch dazu regional beschränkte Maßnahme wie diese kaum hilfreich. "Mit einer Reihe von Kleinstmaßnahmen können wir die äußerst angespannte Lage in der Pflege niemals lösen", betonte Biederbeck. Es sei dringend geboten, dass die Staatsregierung die Pflege-Ausbildung finanziell endlich ausreichend fördere.

Der Mangel an Pflegekräften in Bayern zeichnet sich seit Langem ab. Bereits 2014 war das Gesundheitsministerium durch eine entsprechende Erhebung vorgewarnt. Prognosen der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2016 gehen sogar davon aus, dass 2030 in Bayern in der stationären Altenpflege 47 945 Fachkräfte fehlen werden.

© SZ vom 28.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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