Kirchenasyl wieder im Visier der Justiz:Ermittlungen gegen Reichel

Wegen eines Kirchenasyls in einer evangelischen Pfarrei ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch gegen einen Vertreter der Landeskirche. Stephan Reichel, bis vor kurzem bayernweiter Kirchenasyl-Koordinator in der Zentrale in München, berichtet, dass ihn ein Polizist telefonisch über das gegen ihn laufende Verfahren informiert und befragt habe. Reichel hatte eine Pfarrei in Nordbayern, die Afghanen vor der Abschiebung schützen will, beraten. Erstmals, so Reichel, werde nun gegen einen Vertreter der Landeskirche juristisch vorgegangen. Bisher war nur bekannt, dass in der Regel gegen die Pfarrer vor Ort ermittelt wird; so ist es auch in diesem Fall. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte erst Mitte August versöhnliche Töne angeschlagen: Die Zahl der Flüchtlinge im Kirchenasyl sei nicht so hoch, dass "radikale Schritte" gerechtfertigt wären. "Ich habe immer darauf hingewiesen, dass für uns in Bayern an erster Stelle die Humanität steht", sagte Seehofer. Daran erinnert ihn nun Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in einer Stellungnahme an die Süddeutsche Zeitung: "Ich habe diese Aussagen mit Zustimmung zur Kenntnis genommen und gehe davon aus, dass diese politische Linie in Bayern gilt." Die Chefin der Staatsanwaltschaft Schweinfurt, Ursula Haderlein, bestätigte die Ermittlungen, betonte aber, dass dahinter "keine neue Linie" stehe. Reichel werde als Beschuldigter geführt, weil sein Name in einem Brief der Pfarrei auftauche.

© SZ vom 02.09.2017 / beka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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