Kirche:Regensburger Dom: Laienwissen unerwünscht

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Dass der Dom ein gotischer Bau ist, darf man wissen, man sollte es nur niemandem innerhalb der Kathedrale erzählen.

Von Andreas Glas, Regensburg

Eigentlich wisse er gar nicht so viel über den Regensburger Dom, sagt Ralf Schledorn, "ich bin kein Kunsthistoriker, da bin ich weit davon entfernt". Er wisse halt, dass der Dom ein gotischer Bau ist, und als Regensburger habe er mitbekommen, dass seit ein paar Jahren eine neue Orgel drinhängt.

Mehr, sagt Schledorn, habe er dem Lebensgefährten seiner Schwester nicht erzählt, als die beiden ihn neulich besucht haben und er ihnen den Dom von innen zeigen wollte. Was dann passiert ist, sagt er, "hat mich total verwundert".

Keine Minute sei er mit seinen Gästen drin gewesen, "ich bin noch so weit gekommen zu erzählen, dass das der gotische Baustil ist", da sei schon ein Herr von der Domaufsicht gekommen. "Er hat mir unterstellt, dass ich eine Führung mache und das verboten sei", erzählt Schledorn.

"Ich habe ihm erklärt, dass ich kein Geld dafür verlange, sondern mit der Familie da bin. Aber der Mann hat nicht locker gelassen. Er hat gesagt: Sobald Sie Auskünfte über den Dom geben, ist das als Führung zu werten." Weil er sich kein Redeverbot verpassen lassen wollte, hat Schledorn den Dom samt Besuch wieder verlassen.

Man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen

Aus Wut hat er danach einen Leserbrief an die Lokalzeitung geschrieben. Seitdem ist die Sache Gesprächsthema in Regensburg - und seitdem seufzt Hagen Horoba etwas genervt, wenn man ihn darauf anspricht.

Nein, es gebe natürlich kein Redeverbot im Dom, sagt der Leiter des Infozentrums am Domplatz, aber eine Kirche sei eben "ein Ort des Gebets" und da störe es, wenn jemand "von Figur zu Figur geht und immer wieder Erklärungen abgibt".

Außerdem wolle man, dass nur gesichertes Wissen weitergegeben werde, man biete deshalb eigene Führungen an. Und überhaupt: Alles halb so schlimm, findet Horoba, wahrscheinlich hätten Schledorn und die Domaufsicht nur unterschiedliche Auffassungen gehabt, was im Rahmen des Erlaubten ist und was nicht. Oder anders ausgedrückt: Man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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