Kaufbeuren:Kind in der Kloschüssel

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Die Übelkeit kommt vom Stress, die Gewichtszunahme von zuwenig Sport. Dachte Katharina Appel - bis sie eines Tages die Toilette besuchte.

Daniela Deeg

Sie dachte, Übelkeit und Sodbrennen seien ausgelöst vom Arbeitsstress. Die Gewichtszunahme käme von zu wenig Sport. Und sie war überzeugt, dass sie keine Kinder bekommen kann.

Das hatte ihr zehn Jahre zuvor ihre Frauenärztin versichert. Katharina Appel wusste bis zuletzt nicht, was mit ihr los war. Um so größer ist jetzt das Glück der kleinen Familie aus Kaufbeuren.

Als die Schmerzen im Bauch nicht mehr auszuhalten waren, brachte ihr Mann sie ins Krankenhaus. Die Pförtnerin wollte sie gleich in den Kreißsaal schicken, doch Appel protestierte: Sie könne gar nicht schwanger sein, unmöglich. Vor der Untersuchung ging sie auf die Toilette, und da merkte sie: Irgendetwas ist anders - in der Kloschüssel lag ein Säugling. Ihr Sohn.

"Ich war fassungslos", sagt die unverhoffte Mutter. Und sie habe sich Vorwürfe gemacht, dass sie ihre Schwangerschaft nicht bemerkt und damit ihr Kind gefährdet habe. Zunächst lag der Bub nämlich regungslos in der Toilette. Erst als eine Ärztin ihn aus der Toilette hob, fing er kräftig an zu schreien.

Danach können die Appels ihr Glück kaum fassen. "Staunen, Faszination, Glück. Ein Wunder. Unser Wunder", sagt die stolze Mutter über ihren Adrian Georg Friedhelm. Dass sich die Appels auf den Nachwuchs nicht vorbereiten konnten, nehmen sie gelassen: "So haben wir uns schon keine Sorgen gemacht. Mit 37 Jahren war das ja fast schon ein Risikoschwangerschaft."

Katharina Appel ist überzeugt, dass sie sich in der Schwangerschaft intuitiv richtig verhalten habe. "Ich hatte plötzlich viel mehr Lust auf Obst und Gemüse. Und Kaffee schmeckte mir auf einmal überhaupt nicht mehr."

Claus Appel hatte angesichts ihrer Marotten lange schon gewitzelt, dass seine Frau schwanger sein könnte. Und so war er dann, so erzählt sie, auch ruhig und gelassen, als das Baby in der Kloschüssel lag. Und glücklich natürlich.

Unschlüssig ist Katharina Appel, ob sie ihrem Sohn die erstaunliche Geschichte seiner Geburt jemals erzählen wird: "Was wird er wohl dazu sagen, dass er seine ersten Sekunden im Klo verbrachte?"

© SZ vom 09.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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