Kampf um die Macht:CSU bei Beckstein-Nachfolge tief zerstritten

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Die Mehrheit der Partei will Horst Seehofer auch als Ministerpräsidenten, doch andere wollen eine Doppelspitze.

Katja Auer und Kassian Stroh

Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Günther Beckstein und Parteichef Erwin Huber ist die CSU tief gespalten, ob sie weiter auf eine Doppelspitze setzen oder beide Ämter dem designierten CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer übertragen will.

Horst Seehofer, designierter CSU-Chef, kniet in der Pfarrkirche von Rott am Inn. Dort wurde, am Rande des Gedenkens an Franz Josef Strauß, über die Nachfolge des Ministerpräsidenten Beckstein beraten. Der CSU-Erbolgekrieg scheint gut für Beckstein zu laufen. (Foto: Foto: dpa)

Vor der Kür eines Ministerpräsidentenkandidaten müsse zuerst diese strategische Frage entschieden werden, sagten CSU-Politiker am Freitag. Innenminister Joachim Herrmann und Wissenschaftsminister Thomas Goppel, die sich um Becksteins Nachfolge bewerben, plädierten dafür, der CSU-Chef solle wegen der anstehenden Bundestagswahl in Berlin sitzen.

Seehofer der Favorit

Seehofers Anhänger hingegen warben für eine starke Person an der Spitze. Goppel räumte ein, die Antwort auf diese strategische Frage sei natürlich auch eine Vorentscheidung über den Kandidaten.

Da bereits mehrere Bezirksverbände der CSU klare Präferenzen für die Vereinigung beider Ämter geäußert haben, gilt Seehofer als Favorit. Offiziell ist er nur Kandidat für den Fall, dass sich seine Konkurrenten nicht einigen können.

Entscheidend sei aber nicht, ob Goppel oder Herrmann eine Mehrheit der Landtagsfraktion hinter sich bringen könnten, hieß es in der CSU-Spitze. Vielmehr sei bei beiden die Zahl derer, die sie ablehnen, zu groß. Somit bleibe nur Seehofer übrig.

Das Feld der Bewerber hatte sich zuvor schon gelichtet: Fraktionschef Georg Schmid zog seine Bewerbung zurück. Dazu habe er sich "nach reiflicher Überlegung und zahlreichen Gesprächen" entschlossen, sagte Schmid. In der Fraktion galt seine Kandidatur als aussichtslos.

Vorentscheidung schon bald?

Allerdings ist auch eine Mehrheit für Seehofer unsicher. Eine Vorentscheidung könnte fallen, wenn sich an diesem Samstag der Vorstand der Oberbayern-CSU trifft - der größte Bezirksverband war für Seehofer, auch wenn sich noch nicht alle Abgeordneten festgelegt haben.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will Bezirkschef Siegfried Schneider ein Votum für eine Vereinigung von Parteivorsitz und Ministerpräsident herbeiführen. Dann, so hieß es, müssten Herrmann und Goppel aufgeben - wahrscheinlich noch am Wochenende.

Größere Kabinettsumbildung erwartet

Sollte Seehofer Ministerpräsident werden, rechnet man in Berliner CSU-Kreisen nicht mit einer größeren Kabinettsumbildung. Ihm solle sein Staatssekretär Gerd Müller (CSU) als Bundesagrarminister folgen.

Becksteins Nachfolge soll die CSU-Fraktion am Mittwoch regeln. Dann will sich auch Schmid als Fraktionschef zur Wiederwahl stellen. Diese ist indes gefährdet. Dem Vernehmen nach wünscht Seehofer Huber auf diesem Posten. Beckstein kündigte derweil an, "eine herausgehobene Position" etwa im Kabinett käme für ihn nicht in Frage. Sein Landtagsmandat werde er aber annehmen.

Am Donnerstag traf sich die CSU zu einem ersten Koalitions-Gespräch mit der FDP. Anschließend waren beide Parteien voll des Lobes. "Auf beiden Seiten ist der richtige Geist vorhanden, dass wir eine Koalitionsvereinbarung hinbekommen", sagte Seehofer der SZ.

Für Donnerstag wurde ein weiteres Gespräch vereinbart. Zuvor will die CSU mit den Freien Wählern ein Gespräch führen. Aus der CSU-Spitze verlautete, Seehofer wolle den CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber zum Listenführer bei der Europawahl machen.

© SZ vom 04.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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