Kammer:Ärztemangel, obwohl Zahl der Mediziner steigt

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Obwohl die Zahl der Ärzte in Bayern im vergangenen Jahr weiter gestiegen ist, sieht die Landesärztekammer einen zunehmenden Mangel - vor allem bei den Hausärzten. Zum Jahreswechsel waren gut 55 500 Mediziner in Bayerns Praxen und Krankenhäusern beschäftigt, das waren 2,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In den vergangenen zehn Jahren nahm die Zahl der Mediziner um mehr als 24 Prozent zu. Zugleich würden immer mehr Ärzte in Teilzeit arbeiten, sagte der Präsident der Landesärztekammer, Max Kaplan. Auch legten junge Mediziner mehr Wert auf Familie und Freizeit als frühere Ärztegenerationen. "In der Summe hat der Zeitumfang der ärztlichen Tätigkeit pro Arzt deutlich abgenommen", erläuterte Kaplan. Weil außerdem der Behandlungsbedarf der Bevölkerung steige, sieht die Kammer weiter einen Mangel an Medizinern.

Sorge macht Kaplan der anhaltende Rückgang bei den Hausärzten. Die Zahl der Allgemeinärzte ist im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent gesunken, innerhalb des vergangenen Jahrzehnts summiert sich der Rückgang auf fast 14 Prozent. Der Ärztepräsident hofft aber darauf, dass politische Initiativen der Entwicklung entgegenwirken. Es gebe bereits wieder deutlich mehr junge Mediziner, die sich für eine Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin entschieden hätten. Nach Kaplans Einschätzung zeigt die Statistik einen grundlegenden Wandel im Berufsbild. Die Zahl der Ärzte, die in Praxen als Angestellte arbeiten, hat sich innerhalb eines Jahrzehnts auf 5370 fast verdreifacht. Dies zeige, dass die traditionelle Praxis seltener werde, in der ein einzelner Inhaber die gesamte ärztliche Arbeit übernehme.

Gesundheitsministerin Melanie Huml betonte indessen: "Wir haben in Bayern eine gute ärztliche Versorgung." Für Kaplans Sorgen habe sie aber Verständnis: "Die demografische Entwicklung bei Patienten wie Ärzten stellt in den nächsten Jahren eine große Herausforderung dar", sagte sie. Diese würde aber bereits jetzt entschlossen angegangen. "Wir haben frühzeitig reagiert und ein Förderprogramm auf den Weg gebracht", betonte die Ministerin am Dienstag in München. Gefördert werde derzeit etwa die Niederlassung von Ärzten und Psychotherapeuten "in nicht überversorgten Regionen", und das "mit einer Anschubfinanzierung von bis zu 60 000 Euro", wie Huml sagte.

© SZ vom 13.01.2016 / dpa, dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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