Kadaver gefunden:Kälber laut Experten nicht vom Wolf gerissen

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Nach dem Fund von vier toten Kälbern im Landkreis Oberallgäu geht unter Bauern die Furcht um, dass in die Region ein oder mehrere Wölfe zugewandert sein könnten. Sollte sich der Verdacht bestätigen, fordern Kommunalpolitiker wie der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz (CSU), den oder die Wölfe abschießen zu lassen. Raubtier-Experten wie Ulrich Wotschikowsky sind sich indes sicher, dass die vier toten Kälber nicht von einem Wolf gerissen worden sind. Am Landesamt für Umwelt hält man es für möglich, dass zwei der vier Kälber einem Wolf zum Opfer gefallen sein könnten. Allerdings will man dort erst die Ergebnisse einer genetischen Untersuchung abwarten, bevor man sich festlegt. In der Region ist die Aufregung immens.

Zwei Kadaver waren bereits in der vergangenen Woche entdeckt worden, die beiden anderen am Dienstag. "Bei ihnen handelt es sich um eine Zwillings-Totgeburt", sagte Wotschikowsky. "Die waren schon tot, als die Mutterkuh sie während der Nacht auf der Weide geboren hat. Einen Kadaver hat offenkundig ein Fuchs oder anderer Aasfresser angefressen." Auch bei den anderen Kälbern glaubt Wotschikowsky nicht daran, dass sie von einem Wolf getötet worden sind. "Dafür fehlt einfach der charakteristische Biss in die Kehle", sagt er. Gleichwohl fordert der Experte Vorsorgemaßnahmen gegen den Wolf. "Unabhängig, ob die Kälber durch einen Wolf zu Tode gekommen sind oder auf andere Weise, sollten die Bauern die Vorfälle als Warnsignal verstehen, dass jederzeit ein Wolf in die Region zuwandern kann", sagt Wotschikowsky. "Stabile Zäune und andere Schutzmaßnahmen sind hier wie überall in Bayern überfällig."

Umweltminister Marcel Huber (CSU) mahnt zur Besonnenheit. Sicherheit böten erst die Genanalysen, sagt er. Und selbst wenn sie den Wofsverdacht bestätigen sollten, könne man nicht sofort eine Abschussgenehmigung erteilen. Der Wolf sei streng geschützt, man müsse sich an die rechtlichen Vorgaben halten. Huber betont zugleich, dass die Alm- und die Alpwirtschaft in Oberbayern und im Allgäu ein hohes Gut seien, deshalb werde der Freistaat alles tun, sie zu schützen und zu erhalten. Das LfU will mit dem Landwirtschaftsamt und anderen Behörden einen runden Tisch einrichten, um die Oberallgäuer Bauern über Schutzmaßnahmen aufzuklären.

© SZ vom 10.08.2018 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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