Kabarett:"Wo ist denn diese Identität, die wir angeblich haben?"

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Christian Springer vor seiner früheren Schule in Berg am Laim. Dem Viertel ist der Münchner immer treu geblieben. Aber in arabischen Ländern fühlt er sich auch zuhause. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Kabarettist Christian Springer spricht darüber, was sein neues Programm mit seiner Hilfe für Syrer zu tun hat. Und wieso es mit der 1000 Jahre alten bayerischen Leitkultur nicht weit her ist.

Dass die Menschen in Syrien Hilfe brauchen, hat Christian Springer schon früh erkannt. Seit Dezember 2011 fährt er mit seinem Freiwilligenteam nach Syrien, in den Libanon und nach Jordanien, um syrischen Flüchtlingen in der Region zu helfen. "Orienthelfer" nennt sich der Verein, den der Kabarettist kurz nach Ausbruch des Krieges gründete. Springer hat arabische Philologie studiert und Syrien und die restliche arabische Welt schon oft bereist.

Springer, der als Kabarettist vor allem als "Fonsi" mit Kassenwärter-Uniform bekannt wurde, tritt nun mit seinem neuen Programm "Trotzdem" auf. Vor der Premiere in der Lach- und Schießgesellschaft hat er mit der Süddeutschen Zeitung darüber gesprochen, wie sein humanitäres Engagement und seine Kabarett-Auftritte zusammenpassen - und sich ergänzen.

Nun geht es um Menschenleben

Wütender und ernster könnte das neue Programm werden, aber das, sagt Springer, habe nicht viel mit ihm selbst zu tun, sondern mit dem aktuellen Geschehen. "Es ist ein Unterschied, ob die Politik ein Thema vorgibt wie Maut, bei dem man sagt, na gut, da kannst dich nett drüber auslassen", sagt Springer. Nun gehe es dagegen um Menschenleben. "In unseren Urlaubsländern kommen Menschen an, die gerade Angehörige im Mittelmeer verloren haben. Und wir schauen zu."

Springer interessiert sich vor allem dafür, was passiert, wenn die Flüchtlinge einmal in Deutschland angekommen sind. "Wenn viele Fremde zu uns kommen, dann schärft das den Blick auf einen selber", sagt er. "Wo ist denn diese Identität, die wir angeblich haben?" Das bayerische Bierzelt etwa gründet sich auf ein türkisches Beutezelt der Österreicher aus der Schlacht vor Wien, und das Bier kommt aus Babylonien, sagt Springer. "In dem Moment wird's eng mit der 1000 Jahre alten bayerischen Leitkultur."

Deutliche Worte findet Springer auch zu anderen Themen: Etwa zu militanten Christen in den USA - und Bayerns Zukunft unter Ministerpräsident Markus Söder.

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