Internationale Konferenz:Gemeinsam für die Zukunft

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Bayern will mit Partnerregionen in Wirtschaft und Wissenschaft mehr Zusammenarbeit

Von Wolfgang Wittl, München

Größer könnte der Kontrast kaum sein: Prächtige Wandteppiche zieren den Kaisersaal der Münchner Residenz, Deckengemälde und Marmorböden lassen den barocken Glanz der bayerischen Geschichte aufleben. Für die Vergangenheit interessiert sich allerdings keiner der sieben Regierungschefs, die auf dem Podium Platz genommen haben, mittendrin der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer. Sie sprechen nur über die Zukunft, über Digitalisierung und Innovation. Und alle sehen sehr zufrieden aus, obwohl die Herausforderungen, die sie beschreiben, mindestens so präsent sind wie die schweren Kronleuchter, die von der hübschen Decke baumeln.

Alle zwei Jahre treffen sich die Regierungschefs von Bayern und seinen Partnerregionen zu einer Konferenz - stellvertretend für 180 Millionen Einwohner auf vier Kontinenten. Diesmal war als Gastgeber wieder der Freistaat an der Reihe. Das Ergebnis, das nach zwei Tagen am Freitag vorgestellt wurde, sieht eine noch engere Zusammenarbeit in Wirtschaft und Wissenschaft vor. Unverzichtbar seien solche Gespräche in der heutigen Welt, in der es keine Grenzen mehr gebe, sagte Seehofer. Wohlwissend, dass alle Partner gleichzeitig auch Konkurrenten sind. "Keiner schläft, alle sind kreativ", sagte Seehofer. Wer erfolgreich sein wolle, dürfe sich allerdings nicht abschotten. Sehr ertragreich seien die Gespräche daher gewesen.

Die Impulse aus der Konferenz will Seehofer gleich in die nächste Kabinettssitzung am Dienstag einfließen lassen. Im Gegensatz zu Europaministerin Beate Merk, die er am Freitag auffallend oft und freundlich für die Organisation der Veranstaltung lobte, werden seine Minister wohl nicht nur Komplimente zu hören bekommen. Zwar stehe Bayern bei der Digitalisierung nicht schlecht da, "aber wir müssen noch gewaltig Gas geben, um den Anschluss nicht zu verlieren".

Das Zukunftsthema schlechthin sei die Digitalisierung, darin stimmten die Teilnehmer von China bis zu den Vereinigten Staaten überein. "Das Problem ist nur: Wir können gar nicht so schnell sein, um nicht zu langsam zu sein", sagte der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer. In der zurückliegenden Legislatur debattierte der bayerische Landtag noch über Übertragungsgeschwindigkeiten von einem Megabit. "Heute lachen wir darüber", sagte Seehofer. Doch selbst die 30 oder 50 Megabit, die Bayern jetzt anstrebt, sind im internationalen Vergleich nur Mittelmaß. "Wir müssen an Tempo zulegen", fordert der Ministerpräsident. Das Thema soll in der Kabinettsklausur Ende Juli zur Sprache kommen.

In der Konferenz holten sich die Politiker den Rat von Jugendlichen wie von Wirtschaftsführern, sie sprachen über Industrie 4.0 und Klimaschutz, schlossen Verträge und vereinbarten Partnerschaften in der Forschung. Helen Zille, Premierministerin der Provinz Westkap in Südafrika, erstaunte Seehofer etwa mit einer App, die ausweist, wie viel Geld der Staat wofür ausgibt. Die Gäste wiederum zeigten sich angetan von Bayerns Fertigungsindustrie und Ausbildungssystem.

Sogar im All wollen die Partnerregionen zusammenarbeiten, erstmals soll eine intelligente Formation von untereinander vernetzten Minisatelliten gebildet werden - etwa zur Erdbeobachtung für Ernten und Katastrophenschutz. Die Welt brauche Annäherung, sagte der Vize-Gouverneur von São Paulo. Doch bei allem Respekt vor der Technik: "Sich in die Augen zu schauen, kann durch nichts ersetzt werden." Den nächsten Blick riskieren die Regierungschefs in zwei Jahren im kanadischen Québec.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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