Grippewelle:Vorsicht vor zu viel Antibiotika

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Mit Blick auf die derzeit verstärkt heranrollende Grippewelle warnt die AOK Bayern vor einem "übermäßigen Antibiotika-Einsatz".

Von Dietrich Mittler, München

Mit Blick auf die derzeit verstärkt heranrollende Grippewelle warnt die AOK Bayern vor einem "übermäßigen Antibiotika-Einsatz". "Immer noch glauben viele, dass Antibiotika-Verordnungen auch gegen virusbedingte Erkrankungen helfen", teilte die Kasse mit. Unerwünschter Nebeneffekt eines übertriebenen Antibiotika-Einsatzes: Dadurch könnten "resistente Keime entstehen, gegen die es kaum noch wirksame Medikamente gibt". Um solche gefährlichen Resistenzen zu vermeiden, startet nun in mehreren AOK-Ärztenetzen ein neues Projekt mit dem Ziel, "Ärzte und Praxispersonal für einen vernünftigen Einsatz von Antibiotika zu sensibilisieren". Dazu etwa soll es regelmäßige Qualitätszirkel der am Projekt beteiligten Mediziner sowie auch einen Austausch mit Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Apotheken geben.

Bei der Initiative, an der sich unter anderem auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns beteiligt, sollen zur Aufklärung der Patienten Flyer verteilt werden, in denen Informationen über häufig in der Erkältungssaison auftretende Erkrankungen enthalten sind. Überdies wurden kurze Erklärvideos zum Thema Antibiotika produziert. "Die Informationen sollen verdeutlichen, dass es im Einzelfall für Patienten besser ist, auf Antibiotika zu verzichten", sagt Martin Steidler, der bei der AOK Bayern als Bereichsleiter Versorgungsmanagement tätig ist. Knapp 1,4 Millionen der AOK-Versicherten in Bayern hätten im Jahr 2016 Antibiotika verordnet bekommen. Insgesamt "nahm im Schnitt jeder Betroffene knapp 18 Tage lang die hochwirksamen Medikamente ein", so die Kasse.

Bayerns Ärzte verschreiben zwar weit weniger Antibiotika als ihre Kollegen in vielen anderen Bundesländern, doch auch aus Sicht der anderen Krankenkassen dürften ruhig etwas weniger solcher Medikamente zur Anwendung kommen. Auch die Techniker Krankenkasse hat deshalb bereits eindringlich an die Ärzte appelliert, "ihr Verordnungsverhalten noch besser zu überprüfen". Die Patienten ihrerseits sollten Antibiotika "nicht unnötig" einfordern. Übrig gebliebene Antibiotika, so warnen die Kassen einhellig, dürften auch auf gar keinen Fall an Familienmitglieder oder an Freunde weitergegeben werden.

© SZ vom 12.02.2018 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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