Am vergangenen Wochenende hat in Würzburg das erste Café in Deutschland eröffnet, in dem Patienten ihr vom Arzt verschriebenes Cannabis konsumieren können. Betreiber Lukas Schwarz, 26, legt Wert darauf, dass das "Cannameleon" kein Coffeeshop nach niederländischem Vorbild ist.
SZ: Am Samstag hat das "Cannameleon" eröffnet. Vorab wurde berichtet, es handle sich um das erste Cannabiscafé Deutschlands. Wie lief denn die Eröffnung?
Lukas Schwarz: Die Eröffnung ist sehr gut gelaufen, der Andrang war groß. Wir sind dankbar, dass unser Konzept offenbar bei vielen Menschen so gut ankommt.
Ist das mit dem Cannabiskonsum eigentlich ernst gemeint oder ist das nur eine clevere Vermarktungsstrategie?
Anders als das von Medien suggeriert wurde, haben wir unser Café nie als Cannabiscafé bezeichnet, sondern immer als Kaffee- und Gesundheitsshop. Ich bezeichne es gerne als eine Mischung aus Hanfapotheke, Café und Cannabis-Social-Club.
Warum brauchen Menschen, die Cannabis aus medizinischen Gründen konsumieren, ein Café? Sie könnten das doch genauso gut zu Hause machen.
Ein kranker Mensch nimmt seine Medikamente nicht nur zu Hause. Außerdem ist es so, dass Patienten, die in der Öffentlichkeit ihr Cannabis konsumieren - was sie ja auch dürfen -, schräg angeschaut und teilweise sogar durchsucht und mit auf die Wache genommen werden. Das kann nicht sein.
Wie genau funktioniert das, wenn jemand sein Cannabis bei Ihnen konsumieren will?
Cannabis darf bei uns nicht geraucht werden. Wir bieten lediglich an, dass Cannabis mittels eines sogenannten Vaporizers zu konsumieren. Wir stellen auch kostenlos Vaporizer zur Verfügung, die sonst nur sehr teuer gekauft werden können und deren Kosten von den Krankenkassen noch nicht übernommen werden.
Wie sind Sie denn eigentlich auf die Idee gekommen, ein solches Café zu eröffnen?
Ich bin gelernter Pflegehelfer. Mir lag das Thema Gesundheit schon immer am Herzen. Ich beschäftige mich auch schon sehr lange mit alternativer Medizin und habe mir autodidaktisch viel Wissen angeeignet, auch über Cannabis als Heilpflanze. Für mich war schon lange klar: Wenn in dem Bereich mal was möglich wird, dann werde ich da sofort was starten.
Konsumieren Sie denn selbst Cannabis?
Ich selbst konsumiere gelegentlich Cannabidiol (CBD), welches mir hilft, besser mit Stress umzugehen.
Und wie kam das Konzept bei der Stadt Würzburg an?
Wir haben von Anfang an ganz transparent kommuniziert, was wir vorhaben, und natürlich mussten wir ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten, aber nachdem wir erklärt haben, dass es sich um den reinen Nutzhanf handelt, den wir vertreiben wollen und nur Schmerzpatienten bei uns konsumieren dürfen, waren alle schnell überzeugt.
Wie überprüfen Sie, ob Gäste wirklich nur ihnen verschriebenes Cannabis bei Ihnen konsumieren?
Bei uns darf nur konsumieren, wer ein gültiges Rezept und seinen Personalausweis vorlegt.
Gibt es Pläne, das Konzept auch in andere bayerische Städte zu bringen?
Das ist tatsächlich geplant, aber jeder, der bei uns einsteigen will, muss sich zunächst mit unserer Philosophie identifizieren können. Für uns als Unternehmen geht es ausschließlich um Hanf als Nutzpflanze und den medizinischen Nutzen von Cannabis, nicht um das Rauschmittel. Wir können uns aber gut vorstellen, das medizinische Cannabis in Zukunft auch in unserem Shop zu verkaufen. Unser Fachpersonal könnte die Kunden besser beraten, als die meisten Apotheken.
Wie kann das sein?
Wir haben uns sehr viel Wissen angeeignet und jeden Tag mit der Materie zu tun. Wir könnten die Qualität, schnelle Lieferzeiten und einen fairen Preis garantieren. Noch muss Cannabis teuer importiert werden, und da geht auch der deutschen Regierung viel Geld durch die Lappen. Sollte es legal werden, würden wir eventuell auch Cannabis in Deutschland anbauen.
Für eine uneingeschränkte Legalisierung sind Sie aber trotzdem nicht?
Wir sind für die Freigabe des Nutzhanfs, distanzieren uns jedoch komplett vom Missbrauch der Pflanze als Droge.